BAD SCHANDAU (dpa-AFX) - Die Sperrung einer weiteren Elbbrücke stellt die Bevölkerung und die Wirtschaft im sächsischen Elbtal vor eine Belastungsprobe. Im Zuge einer Sonderprüfung nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke war am Mittwoch die Brücke in Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz gesperrt worden. Sie befindet sich rund 40 Kilometer von Dresden entfernt und nah der Grenze zu Tschechien. Das rund 270 Meter lange Bauwerk aus dem Jahr 1977 besteht ebenso wie die Carolabrücke aus Spannbeton.

Ergebnisse der Sonderprüfung hätten für Bad Schandau akuten Handlungsbedarf ergeben, sagte Stephan Berger, Abteilungsleiter Mobilität im sächsischen Verkehrsministerium. Man werde die Zeit bis zum Jahresende nun für vertiefende Untersuchungen nutzen. Die Brücke war zuletzt erst 2023 überprüft worden.

Insgesamt 20 Brückenbauwerke in Sachsen stehen im Fokus

Ein Teil der für Dresden zentralen Carolabrücke war in der Nacht zum 11. September eingestürzt. Nach Angaben des Abteilungsleiters werden daher nun in Sachsen auch weitere 19 Brücken gesondert überprüft. Das betrifft Brücken ähnlicher Bauart - sogenannte Spannbetonbrücken, bei denen Hennigsdorfer Spannstahl verwendet wurde. Er gilt als korrosionsanfällig.

In Bad Schandau werde man nun in die Brücke schauen und Proben nehmen, um festzustellen, ob es weitere Schäden gibt. Die Brücke habe ein sogenanntes Unterspannband, wo Längsrisse aufgetreten seien.

Nach den Worten Lars Roßmann, Abteilungsleiter im Landesamt für Straßenbau und Verkehr, lässt sich noch nicht sagen, ob sich die Brücke ertüchtigen lässt und in welcher Form sie fortan genutzt werden kann. Das Unterspannband lasse sich nicht als Ganzes einfach austauschen. "Die Brücke komplett zu sperren war notwendig".

Verkehrschaos blieb bisher aus

Zunächst hatte man ein Verkehrschaos befürchtet. Viele Einwohner von Bad Schandau fahren jeden Morgen mit dem Auto oder dem Rad über die Brücke zum Bahnhof, um dann die S-Bahn in Richtung Dresden zu nehmen. Am Tag 1 nach der Brückensperrung lief der Transfer aber vergleichsweise reibungslos. Eine zweite Fähre wurde eingerichtet, um Personen über die Elbe zu bringen. Die Fähren fahren im 15-Minuten-Takt und sind von 4.30 Uhr bis 22.30 Uhr in Betrieb. Für Reisende eines Nachtzuges, der später eintrifft, gibt es noch keine Lösung./jos/sck/DP/jha