(Tippfehler bereinigt, im vorletzten Absatz, letzter Satz muss der Unternehmensname korrekt "Braskem" lauten)

LONDON/LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) hat offenbar ein Auge auf den Kunststoffkonzern Covestro geworfen. Kreisen zufolge hat es bereits erste Gespräche mit Covestro-Vertretern in Leverkusen gegeben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag berichtete. Bei dem Treffen habe der Staatskonzern sein Interesse an dem Dax-Unternehmen bekundet, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Als möglicher Übernahmepreis soll ein Wert im mittleren 50-Euro-Bereich je Aktie diskutiert worden sein. Bei ausstehenden rund 193 Millionen Inhaberaktien Euro ergäbe sich bei einem Preis von 55 Euro je Aktie damit rein rechnerisch eine Bewertung von mehr als 10,6 Milliarden Euro.

Die Covestro-Aktie sprang nach der Nachricht kräftig ins Plus und notierte zuletzt um fast 15 Prozent höher. Im Tageshoch war das Papier mit 47,44 Euro auf das höchste Niveau seit April 2022 gesprungen, blieb aber noch deutlich unter dem kolportieren etwaigen Übernahmepreis. Trotz eines zwischenzeitigen Kursrutschs bis auf 35,11 Euro im März ist die bisherige Jahresbilanz für den Anteilsschein dank der aktuellen Gewinne auf mehr als 28 Prozent angewachsen. Covestros Börsenwert betrug damit zuletzt knapp 8,9 Milliarden Euro.

Die Beratungen befinden sich allerdings noch im Anfangsstadium, wie es in dem Bericht weiter hieß. Auch sei nicht garantiert, dass Adnoc sich zu einer Übernahme entschließen werde. Ein Sprecher des arabischen Unternehmens lehnte eine Stellungnahme ab. Bei Covestro war zunächst niemand für einen Kommentar zu erreichen.

Adnoc fördert fast das gesamte Öl für das OPEC-Mitglied Vereinigte Arabischen Emirate. Der Konzern hat Pläne für Investitionen in Höhe von 150 Milliarden Dollar, um seine Aktivitäten in den Bereichen Erdgas, Chemikalien und saubere Energie weltweit auszubauen. Dies ist Teil eines Vorstoßes der Ölproduzenten am Persischen Golf, um ihr bisher auf den Verkauf von Rohöl und Verkehrskraftstoffe wie Benzin und Diesel konzentriertes Geschäft auf eine breitere Basis zu stellen.

Im vergangenen Jahr kaufte Adnoc bereits Anteile an der österreichischen OMV AG im Wert von rund 3,9 Milliarden Euro, um sein Chemiegeschäft zu stärken. Der Konzern besitzt zudem 25 Prozent an der Borealis AG, einem österreichischen Chemie- und Kunststoffhersteller, der mehrheitlich von der OMV gehalten wird. Im Mai tat sich Adnoc mit dem Investor Apollo Global Management zusammen, um für den brasilianischen Petrochemiekonzern Braskem zu bieten.

Covestro kämpfte zuletzt mit einer unsicheren Konjunktur, hatte aber nach einem besser als befürchtet ausgefallenen ersten Quartal seine Prognosen Ende April angehoben und erwartet demnach im besten Fall einen operativen Gewinn auf Vorjahresniveau./tav/nas/zb