(Präzisierung zur Anrechnung des angekündigten Aktienrückkaufs am Ende des ersten Absatzes)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem unerwartet starken zweiten Quartal sieht sich die Commerzbank auf Kurs zu ihren Zielen im Gesamtjahr. Die gestiegenen Zinsen ließen das Frankfurter Geldhaus neue Belastungen durch die polnische Tochter mBank verkraften. Unter dem Strich verdiente die Commerzbank 565 Millionen Euro und damit ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor, wie sie am Freitag mitteilte. Anleger zeigten sich jedoch von dem geplanten nächsten Aktienrückkauf enttäuscht. Denn dessen Höhe blieb offen, und er soll auf die ohnehin vorgesehene Ausschüttungsquote angerechnet werden.

Obwohl die Commerzbank im zweiten Quartal besser abschnitt als am Markt erwartet, schickten Anleger die Aktie am Morgen um zeitweise mehr als fünf Prozent nach unten und damit ans Ende des Dax . Später erholte sich ihr Kurs wieder ein gutes Stück. Am frühen Nachmittag lag das Papier noch mit knapp zwei Prozent im Minus bei 10,76 Euro und war damit immerhin noch rund 22 Prozent teurer als zum Jahreswechsel.

Vorstandschef Manfred Knof rechnet für das Gesamtjahr weiter mit einem Konzerngewinn deutlich über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro. Allein im ersten Halbjahr verdiente die Bank knapp 1,15 Milliarden Euro. "Wir setzen unsere Strategie konsequent um und haben dank starker Erträge im Kundengeschäft den Gewinn deutlich gesteigert - trotz erneut hoher Sonderbelastungen für Schweizer-Franken-Kredite in Polen", sagte Knof. "Damit sind wir voll auf Kurs, unsere Ziele für 2023 und 2024 zu erreichen."

Im ersten Halbjahr erwirtschaftete das Institut eine Rendite von 8,1 Prozent auf das materielle Eigenkapital - und damit mehr als die 7 Prozent, die es sich für 2024 zum Ziel gesetzt hatte. Das neue Strategieprogramm für die Zeit ab 2025 will der Vorstand bei der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen am 8. November vorstellen. Ziel solle dann eine Rendite von mehr als 10 Prozent sein, erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp.

Die umstrittenen Kreditverträge der polnischen Tochter in Schweizer Franken kamen die Commerzbank im zweiten Quartal erneut teuer zu stehen. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das möglicherweise Entschädigungen für polnische Bankkunden nach sich zieht, legte das Institut weitere 347 Millionen Euro zur Seite. Damit summieren sich die Rückstellungen des Konzerns rund um diese Kredite inzwischen auf 1,7 Milliarden Euro. Knof zufolge sind 75 Prozent des bestehenden Kreditvolumens abgesichert.

Die polnische Tochter hatte Immobilienkredite in Schweizer Franken zu deutlich günstigeren Zinssätzen vergeben als Kredite in der heimischen Währung Zloty. Der Anstieg des Frankenkurses brachte die Kreditnehmer dann bei der Rückzahlung in Schwierigkeiten. Die Commerzbank versucht, die Streitigkeiten durch Vereinbarungen mit betroffenen Kunden beizulegen. Bislang wurden demnach mehr als 8000 Vergleiche geschlossen.

Beflügelt wird die Zuversicht der Commerzbank von deutlich höheren Zinseinnahmen. Im zweiten Quartal sprang der Zinsüberschuss im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro nach oben. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand jetzt mit einem Zinsüberschuss von mindestens 7,8 Milliarden Euro. Noch im Mai war die Bankspitze nur von rund 7 Milliarden ausgegangen.

Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - des seit der Finanzkrise teilverstaatlichten Instituts legten um 8,7 Prozent auf gut 2,6 Milliarden Euro zu. Im Geschäft mit Baufinanzierungen sieht die Commerzbank inzwischen eine Erholung. "Mit langsam sinkenden Immobilienpreisen und einer zunehmenden Akzeptanz für die höheren Zinssätze hat das Baufinanzierungsgeschäft in den vergangenen Monaten wieder angezogen", berichtete Knof. Das Neugeschäftsvolumen habe im Juni höher gelegen als ein Jahr zuvor.

Neben den gestiegenen Zinsen zahlt sich auch der Sparkurs der vergangenen Jahre mit dem Abbau von brutto bis zu 10 000 Jobs aus. Die Zahl der Filialen in Deutschland wurde von 1000 auf 400 geschrumpft. "Der Stellenabbau läuft natürlich noch ein bisschen nach, aber das Programm an sich ist abgeschlossen, und wir schauen jetzt nach vorne", sagte Knof. Ende Juni beschäftigte das Institut 37 487 Vollzeitkräfte, davon 25 004 im Inland.

Für mögliche Kreditausfälle legte die Commerzbank im zweiten Quartal 208 Millionen Euro zurück und damit fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr erwartet das Institut einen Wert von unter 800 Millionen Euro. Zuvor war der Vorstand von unter 900 Millionen Euro ausgegangen.

Die Aktionäre sollen von der guten Entwicklung profitieren. Das Institut will erneut Anteile vom Markt zurückkaufen - und dafür mehr ausgeben als die 122 Millionen Euro aus dem ersten Programm vom Mai und Juni. Allerdings überraschte die Bank damit, dass der zweite Rückkauf auf die Ausschüttungsquote angerechnet wird.

So will der Konzern zwar weiterhin 50 Prozent des auf die Aktionäre entfallenden Gewinns des Jahres 2023 an seine Anteilseigner zurückgeben - allerdings in Form von Dividende und Aktienrückkäufen zusammen. Dies habe bei Anlegern "für Frustration gesorgt", schrieb Analyst Timo Dums von der DZ Bank./stw/mar/men