PEKING (dpa-AFX) - Vor dem ersten Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) in Peking haben chinesische Experten die deutsche Diskussion über den Umgang mit China sowie Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kritisiert. Einige junge Politiker, die noch nie in China gewesen seien und Vorurteile gegenüber China hegten, "spielten Verwerfungen mit China besonders über Werte hoch, um Unterstützer zu gewinnen", zitierte die Parteizeitung "Global Times" am Donnerstag den Forscher Jiang Feng von Shanghais Universität für internationale Studien.

Dass die deutsche Außenpolitik durch Innenpolitik gestört werde, sei ein Problem für Deutschland - und Baerbock habe auch "ihre Pflichten als Bundesaußenministerin nicht erfüllt, weil sie dem Land mehr Ärger als Vorteile in der Außenpolitik gebracht habe", wurde der Experte indirekt weiter zitiert. Baerbock sei seit ihrem Amtsbeginn mehrfach kritisiert worden, meinte das Parteiblatt. Ihre "werteorientierte" Politik unterscheide sich "von Deutschlands pragmatischem Weg".

Es gebe viele unterschiedliche Stimmen in der Ampelkoalition, sagte laut "Global Times" ferner He Zhigao vom Europa-Institut der Akademie der Wissenschaften. Die Grünen Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck wollten die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen "in einen Wettbewerb mit einer härteren Haltung gegen China" führen. Doch hätten die Stimmen, die sich für ein anhaltendes Engagement mit China aussprächen, "weiter mehr Unterstützung innerhalb der Regierung", sagte He Zhigao nach Angaben der Zeitung.

Einiger "Lärm", der Sorgen über Deutschlands Abhängigkeit von China hochspiele, werde begrenzten Einfluss haben, solange die Koalition "an einer pragmatischen Haltung festhält", schrieb die "Global Times" weiter unter Hinweis auf die Experten. Die englischsprachige Zeitung wird vom kommunistischen Parteiorgan "Volkszeitung" herausgegeben und dient als internationales Sprachrohr./lw/DP/zb