FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der überraschenden Kündigung des Sanierungstarifvertrages durch den angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will die Gewerkschaft Verdi mit der Unternehmensleitung über einen neuen Abschluss verhandeln. "Nicht nur das Unternehmen, auch die rund 17 000 Beschäftigten befinden sich in einer Notlage. Deshalb werden wir einen Tarifvertrag verhandeln, der existenzsichernde Einkommen garantiert", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Donnerstag nach einer Sitzung der Tarifkommission in Frankfurt am Main.

Die Gewerkschaft betonte, zurzeit verzichteten die Beschäftigten auf Bestandteile des monatlichen tariflichen Einkommens sowie auf das Weihnachts- und Urlaubsgeld, was für eine Galeria-Verkäuferin in Vollzeit einen jährlichen Verlust von rund 5500 Euro bedeute. Das Minimum an Gegenleistung sei ein Tarifvertrag, der existenzsichernde Einkommen garantiere. Verdi erwarte von den Eigentümern und vom Management ein Zukunftskonzept, das die soziale Verantwortung des Unternehmens widerspiegele und die Notlage der Beschäftigten unbedingt berücksichtige. Verhandlungstermine sind noch nicht bekannt.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte den nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof geschlossenen Sanierungstarifvertrag vor rund zwei Wochen einseitig gekündigt und dies mit der schwierigen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens begründet. In einem Mitarbeiterbrief erklärte Konzernchef Miguel Müllenbach, Galeria befinde sich aufgrund der explodierenden Energiepreise und der aktuellen Konsumflaute "in bedrohlicher Lage". Mittlerweile hat der Handelsriese erneut einen Antrag auf Staatshilfe gestellt, wie der Deutschen Presse-Agentur aus Regierungskreisen bestätigt wurde.

Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von knapp zwei Jahren, dass der Warenhauskonzern auf staatliche Hilfen zurückgreifen will. Bereits Anfang 2021 und dann noch einmal Anfang 2022 hatte das Unternehmen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie um staatliche Unterstützung gebeten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) griff dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme./rea/DP/stw