BERLIN (dpa-AFX) - Verbandsvertreter haben sich angesichts fehlender Fachkräfte für ein soziales Pflichtjahr ausgesprochen. "Junge Menschen in einem sozialen Gesellschaftsjahr könnten entlasten", sagte die Vize-Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Henriette Neumeyer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). Sie wären nach ihren Worten zwar kein Ersatz für langjährig ausgebildete Fachkräfte. "Sicherlich kann aber eine positive Erfahrung in einem sozialen Dienst, Praktikum oder Ähnlichem ein Anreiz sein, in den jeweiligen Beruf zu gehen."

Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, sagte: "Von unseren Mitgliedern wissen wir, dass rund 60 Prozent der Teilnehmenden an einem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Pflege sich am Ende für eine Ausbildung in diesem Beruf entscheiden." Ob soziale Dienste freiwillig oder verpflichtend organisiert werden sollten, sei eine gesellschaftspolitische Entscheidung. "Da ein solches Engagement in vielen Bereichen - von den sozialen Aufgaben bis hin zum Umweltschutz - geleistet werden kann, ist aber sicher auch ein verpflichtendes Dienstjahr zumutbar."

Der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, zeigte sich ebenfalls offen für ein soziales Pflichtjahr. "Eine Ausweitung der Angebote des sozialen Jahres bis hin zu einem verpflichtenden sozialen Jahr könnte helfen, den sozialen Zusammenhalt und die soziale Verantwortungsbereitschaft in Deutschland zu stärken."

Die Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Christine Vogler, hatte angesichts des Fachkräftemangels in Sozial- und Pflegeberufen für ein verpflichtendes soziales Gesellschaftsjahr für alle Schulabgänger in Deutschland plädiert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte im Sommer eine Debatte über ein soziales Pflichtjahr angestoßen und dafür viel Kritik geerntet. Vor allem junge Menschen lehnen den verpflichtenden Charakter im Zusammenhang mit sozialem Engagement ab./vorab/DP/jha