FRANKFURT (dpa-AFX) - Industrieverbände haben zum Ende einer EU-Konsultationsfrist ihre Warnung vor Folgen eines umfassenden Verbots von PFAS-Chemikalien bekräftigt. Das in der EU diskutierte Verbot wäre für Hightech-Industrien wie die Medizin- oder Halbleitertechnik eine enorme Bedrohung, mahnten der Maschinenbauverband VDMA und der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik Spectaris am Montag.

In der Europäischen Union wird über ein mögliches Verbot von PFAS diskutiert, die wegen ihrer Langlebigkeit auch Ewigkeits-Chemikalien genannt werden. Ein Vorschlag sieht je nach Anwendung Übergangsfristen vor. Für einige wenige Bereiche gäbe es unbegrenzte Ausnahmen. Die sechsmonatige Konsultation dazu endet an diesem Montag. Die EU-Chemikalienagentur ECHA will die Eingaben prüfen und einen Regulierungsvorschlag machen. Die Entscheidung trifft die Europäische Kommission schließlich gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten.

Zu der Chemikaliengruppe zählen geschätzt über 10 000 einzelne Substanzen, die in Alltagsprodukten wie Anoraks, Pfannen oder Kosmetik verarbeitet sind. In der Industrie werden sie etwa in Dichtungen, Isolierungen oder Kabeln eingesetzt. Auch Lithium-Ionen-Batterien zum Beispiel für E-Autos sind auf PFAS angewiesen. Wegen der enormen Vielfalt an Verbindungen ist ein Großteil der Stoffe bislang noch nicht untersucht. Es geht also um eine Art Vorsichtsmaßnahme.

Doch das Verbot könnte nach Ansicht der Industrieverbände erhebliche negative Auswirkungen haben. "Ich mag mir eine Pandemie ohne Beatmungsgeräte nicht vorstellen", sagte der Chef des Medizin- und Sicherheitstechnikkonzerns Drägerwerk , Stefan Dräger. Unter PFAS fielen auch Stoffe, die in der Medizintechnik eingesetzt würden. Der Chef des Maschinenbauers Singulus , Stefan Rinck, mahnte: "Die Realisierung der Energiewende und der Aufbau einer heimischen Halbleiterindustrie sind ohne PFAS schlichtweg unrealistisch."/mar/DP/nas