BERLIN (dpa-AFX) - Die Angst vor einem immer teureren Leben ist in Deutschland einer repräsentativen Umfrage zufolge die Sorge Nummer eins. Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten beschäftigt die Furcht vor gestiegenen Lebenshaltungskosten, wie die Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" ergab. Mit einem Vorsprung von neun Prozentpunkten landete sie mit Abstand auf Platz eins der Rangliste von Ängsten. 2021 hatte sie mit 50 Prozent noch den zweiten Platz eingenommen, hinter der Sorge vor höheren Steuern oder gekürzten Leistungen wegen Corona. Befragt wurden vom 13. Juni bis 23. August 2400 repräsentativ ausgewählte Männer und Frauen ab 14 Jahren.

Die starke Zunahme um 17 Prozentpunkte sei bemerkenswert, sagte Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch vor der Vorstellung der Studie am Donnerstag in Berlin. Die Daten werden seit 1992 jedes Jahr für die R+V-Versicherung ermittelt.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine im Februar sind vor allem die Preise für Energie und Lebensmittel noch einmal deutlich in die Höhe geschossen. Wie sehr das die Bürgerinnen und Bürger beschäftigt, macht die Studie nun deutlich.

Auch die Plätze zwei bis fünf drehen sich in diesem Jahr ums Geld. Die Sorge vor einer Beteiligung Deutschlands an einem Krieg landete dagegen mit 42 Prozent (Platz zwölf) nicht in den Top Ten der Rangliste. Im Jahresvergleich stieg diese Angst jedoch extrem an, betonten die Autoren der Studie.

Die Befragten sollten vorgegebene Themen auf einer Skala von eins (gar keine Angst) bis sieben (sehr große Angst) bewerten. Daraus wird die Rangfolge ermittelt. Die Sorge vor unbezahlbarem Wohnraum, die zum ersten Mal abgefragt wurde, landete mit 58 Prozent auf Platz zwei. Dicht dahinter folgt die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage (57 Prozent), die im Vorjahr noch auf Platz zehn auftauchte. Sie stieg mit 17 Prozentpunkten ebenfalls sprunghaft.

Die Angst vor Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen wegen Corona sorgte 52 Prozent, die Furcht vor den Kosten für die Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise 51 Prozent.

Die Studie, die viele Fragen wiederholt und andere je nach Entwicklung neu stellt, gilt Forschern wegen ihres Langzeitvergleichs als kleiner Seismograph der Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit./kat/DP/ngu