BERLIN (dpa-AFX) - Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger wünscht sich einer Umfrage zufolge auch angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von Deutschland eher Zurückhaltung bei internationalen Krisen. In der am Montag in Berlin von der Körber-Stiftung veröffentlichten repräsentativen Befragung befürworten 41 Prozent ein stärkeres Engagement Deutschlands - allerdings bevorzugt diplomatisch (65 Prozent) statt militärisch (14 Prozent) oder finanziell (13 Prozent).

Das Meinungsforschungsinstitut Kantar Public hatte für die Stiftung im August 1088 Wahlberechtigte ab 18 Jahren befragt.

Nach Angaben der Stiftung hat sich die Einstellung im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert (2021: 50 Prozent für Zurückhaltung). Die Leiterin des Bereichs Internationale Politik der Stiftung, Nora Müller, kommentierte die Umfrageergebnisse mit den Worten, die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) "ausgerufene Zeitenwende ist in den Köpfen der Deutschen noch nicht angekommen".

Auffällig ist, dass die Meinungen in West- und Ostdeutschland auseinanderfallen. So sagen 44 Prozent der Befragten im Westen, Deutschland solle sich stärker engagieren, während es im Osten nur 28 Prozent sind. Der Feststellung, Deutschland solle sich weiterhin eher zurückhalten, stimmen 49 Prozent im Westen und 66 Prozent im Osten zu.

Zwar lehnen 68 Prozent der Wahlberechtigten eine militärische Führungsrolle Deutschlands in Europa ab, zugleich besteht aber die Bereitschaft, die militärischen Kapazitäten Deutschlands auszubauen: 60 Prozent befürworten dauerhaft höhere Verteidigungsausgaben./bk/DP/mis