FRANKFURT (dpa-AFX) - ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets rechnet beim angekündigten Stellenabbau des Fernsehkonzerns mit deutlichen Einschnitten. "Das Restrukturierungsprogramm wird eine deutlich signifikantere Auswirkung auf den Konzern haben als frühere Maßnahmen", sagte der Manager bei einem Mediengespräch in Frankfurt am Main. "Wir wollen vor allem da Kosten einsparen, wo es Redundanzen bei Entscheidungen gibt und dadurch Prozesse verzögert werden", führte Habets aus.

Unter anderem liege das an der Komplettübernahme der Streaming-Plattform Joyn mit 500 Mitarbeitern: Durch die Integration komme es zu Doppelungen. Im Produktionsbereich des Unterhaltungsgeschäftes (Entertainment) seien keine Kosteneinsparungen geplant, sagte der Manager. Einer Sprecherin zufolge waren beim letzten Stellenabbau 2019 insgesamt rund 120 Vollzeitstellen betroffen. Stand Ende März zählte der Fernsehkonzern 7385 Vollzeitstellen.

Bereits Ende Mai hatte Habets im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erläutert, dass vor allem in der zweiten Jahreshälfte Stellen gestrichen werden sollen. Derzeit liefen die Gespräche mit dem Betriebsrat für die Restrukturierung im Entertainment-Segment, die mit Abstand wichtigste Säule im Konzern.

Der Ex-RTL-Manager führt den Unterföhringer Konzern seit November 2022. Seit seinem Amtsantritt sind zwei andere Vorstandsmitglieder ausgeschieden. Neben Finanzchef Ralf Gierig, der Ende April nach Unstimmigkeiten bei der ProSiebenSat.1-Tochter Jochen Schweizer Mydays das Unternehmen verlassen hatte, wurde am Montag der Abschied von Programmchef Wolfgang Link bekannt gegeben. Habets übernimmt seine Aufgabenbereiche und verantwortet künftig das Herzstück Entertainment.

Mit Blick auf Joyn wiederholte Habets sein Ziel, die Streaming-Plattform zur zentralen crossmedialen Anlaufstelle für Zuschauer zu machen. Bislang zählt das werbefinanzierte Portal vier Millionen Unique User im Monat. Innerhalb der kommenden zwei Jahre soll sich die Zahl verdoppeln. "Wir müssen es erst schaffen, dass die Leute Joyn mögen, bevor wir über Profitabilität nachdenken", sagte Habets./ngu/men