SAMARKAND/PEKING (dpa-AFX) - Angesichts der Grenzstreitigkeiten zwischen China und Indien herrschte auf dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) Unklarheit, ob Staats- und Parteichef Xi Jinping und Premierminister Narendra Modi auch zu einem persönlichen Gespräch zusammenkommen. Während sich beide Politiker zwar bei multilateralen Treffen im usbekischen Samarkand begegneten, konnte die Pekinger Außenamtssprecherin am Freitag nicht sagen, ob es auch zu einem ursprünglich erwarteten bilateralen Gespräch kommen wird.

Die Beziehungen der beiden bevölkerungsreichsten Länder sind angespannt. Vor zwei Jahren war es an ihrer Grenze zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen, bei dem Soldaten beider Seiten mit Steinen, Stöcken und Fäusten aufeinander losgegangen waren. Auf beiden Seiten gab es Tote. Es war der schlimmste Vorfall dieser Art seit Jahrzehnten. Beide Länder verstärkten anschließend ihre Truppen. Seither wurden aber auch wieder einige Soldaten abgezogen.

Kurz vor dem Gipfel in Usbekistan wurde ein weiterer Truppenrückzug vereinbart - was einige Beobachter als Zeichen für eine Annäherung werteten. Allerdings blieben an der Grenze noch zwei bedeutende Gebiete, wo kein Truppenrückzug stattfand, und über die China indischen Medien zufolge auch nicht sprechen will. Indische Experten betonen, dass es teils weiter Pufferzonen weit in Gebiete gibt, die Indien eigentlich für sich beansprucht.

Indien betonte mehrfach, dass es für eine Normalisierung mit China eine Lösung der Patt-Situation an der Grenze möchte. China hingegen rief Indien dazu auf, die Beziehungen zu normalisieren, ohne Bedingungen zu stellen. Die beiden asiatischen Rivalen streiten schon lange über den Grenzverlauf in den weitgehend unbewohnten Bergen in 4500 bis 5500 Metern Höhe. Wegen ihrer Differenzen hatte sie sich Anfang der 1960er Jahre einen kurzen Grenzkrieg geliefert./lw/asg/DP/ngu