BERLIN (dpa-AFX) - Der CDU-Politiker Jens Spahn hat an die Bundesregierung appelliert, die Kernfusion als Energiequelle in Deutschland mit insgesamt 200 Millionen Euro zu fördern. Die jüngst in den USA verkündeten Fortschritte bei der Technologie müssten "ein Ansporn sein, sie weiter zu erforschen", sagte Spahn dem Nachrichtenportal Web.de News. Kernfusion könne eine klimaneutrale Lösung für die Energieversorgung sein. Aus der Ampelkoalition erntete er jedoch Widerspruch.

"Kernfusion ist seit Jahrzehnten ein milliardenschweres Vorhaben, das in Fragen der Nutzbarkeit längst von erneuerbaren Energien überholt wurde", sagte Nina Scheer, klima- und energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, dem Nachrichtenportal. Fortschritte in der Forschung sollten nicht mit Entscheidungen zur Energiegewinnung verwechselt werden.

Ähnlich äußerte sich der Grünen-Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann: "Die Kernfusion kann in absehbarer Zeit keinen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Prognosen dazu, wann Kernfusion einsatzbereit ist, verschieben sich regelmäßig um Jahrzehnte." Um die Erderwärmung einzudämmen, sei aber eine schnelle Verringerung des CO2-Ausstoßes notwendig.

Bei der Kernfusion werden Atomkerne anders als in Reaktoren von Atomkraftwerken verschmolzen statt gespalten. Theoretisch ließen sich damit sehr große Energiemengen erzeugen - und das klimaneutral. In der Praxis gestaltet sich das bisher aber schwierig. Die US-Regierung hatte vor einigen Wochen zwar erklärt, dass es erstmals gelungen sei, beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie zu gewinnen als zu verbrauchen. Fraglich ist jedoch, ob und wann die Technik zur Energiegewinnung im großen Maßstab einsetzbar ist. Bereits in den 1980er Jahren wurden von Wissenschaftlern "Durchbrüche" verkündet, die sich letztlich nicht als solche herausstellten. Unbestritten ist indes, dass es in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben hat./mi/DP/he