BERLIN (dpa-AFX) - In der Debatte über die Nutzung heimischer Gasreserven in der Energiekrise stellt sich Bundeskanzler Olaf Scholz gegen den Vorschlag der FDP, den bisherigen Verzicht von Fracking in Deutschland zu überdenken. "Frühere Bundesregierungen haben diese Vorhaben geprüft. Der Widerstand vor Ort war so groß, dass sie nie verwirklicht wurden", sagte der SPD-Politiker der "Welt am Sonntag". Fracking sei in Deutschland auch nicht notwendig.

Die FDP will angesichts der Energiekrise das Verbot der Erdgasförderung in Deutschland durch das sogenannte Fracking auf den Prüfstand stellen. Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Kritik wird auch an der Verflüssigung durch starkes Abkühlen geübt, weil dies nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.

Scholz betonte, "Erdgas ist nicht unsere Zukunft". Deutschland werde bis 2045 klimaneutral sein. "Das heißt, unsere Industrie wird dann auf der Nutzung von Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Energien basieren. Dafür schaffen wir die notwendige Infrastruktur. Und all das läuft parallel zur akuten Krisenbewältigung."

Bundesjustizminister Marco Buschmann von der FDP sieht das anders. Wegen der Einstellung der Gaslieferungen aus Russland müsse Deutschland zurzeit auf dem Weltmarkt teures Gas einkaufen, sagte er der "Welt am Sonntag". "Dann aber ist es ein Gebot der ökonomischen Vernunft, sich auch die Frage zu stellen, ob es mit der verantwortbaren Technologie möglich ist, das eigne Schiefergas zu nutzen. Ist das möglich, sollte man es auch tun."

Zuvor hatte sich FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner "für eine ideologiefreie Energiepolitik" ausgesprochen. Dazu gehöre auch, heimische Öl- und Gasvorkommen in den Blick zu nehmen in der Nordsee und auch Gasvorkommen, die es an Land gebe. "Das sogenannte Fracking. Das ist verantwortbar, das ist sehr tief, da kommen keine Erdbeben, das Trinkwasser ist nicht gefährdet. Das kann man also angehen, leistet auch einen Beitrag", sagte Lindner jüngst./sl/DP/he