WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Zahl der neugebauten Wohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr trotz höherer Preise und der Lieferengpässe leicht um 0,6 Prozent auf 295 300 gestiegen. Das einstige Ziel der Bundesregierung von jährlich 400 000 neuen Wohnungen wurde damit aber deutlich verfehlt. Auch das Niveau des Jahres 2020 von 306 400 Wohnungen wurde nicht erreicht, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Im laufenden Jahr rechnet die Bauindustrie bestenfalls mit 250 000 fertiggestellten Wohnungen.

"Gerade in den Ballungsgebieten und ihrem Umland wird damit die Wohnungsnot zementiert", sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Auch 2024 sei kaum Besserung in Sicht, die Fertigstellungszahlen dürften angesichts eingebrochener Baugenehmigungen weiter sinken. Trotz der Nachfrage nach Wohnraum sind die Genehmigungszahlen seit vergangenem Jahr im Sinkflug. Wegen stark gestiegener Kreditzinsen und hoher Baupreise halten sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornieren sie - von privaten Hausbauern bis Großinvestoren.

Viele Bauvorhaben stockten im vergangenen Jahr wegen Fachkräftemangels und der Lieferengpässe bei Baumaterialien. Zum Jahresende 2022 lag die Zahl der genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen bei 884 800 (plus 38 400 gegenüber 2021). Die durchschnittliche Dauer von der Genehmigung bis zur Fertigstellung habe sich seit der Störung globaler Lieferketten durch die Corona-Pandemie um etwa zwei Monate verlängert - von 20 Monaten im Jahr 2020 auf 22 Monate im Jahr 2022, erläuterte die Wiesbadener Behörde.

In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten.

Einen Rückgang gab es bei Einfamilienhäusern (minus 1,5 Prozent). Die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern stieg dagegen deutlich um 14,1 Prozent auf 23 000. In Mehrfamilienhäusern wurden 150 200 Neubauwohnungen geschaffen und damit 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In Wohnheimen wurde ein Rückgang um 14,5 Prozent verzeichnet./mar/DP/mis