DUBLIN (dpa-AFX) - Europas größter Billigflieger Ryanair rechnet nach der Reisewelle über Weihnachten und Silvester im laufenden Geschäftsjahr mit mehr Gewinn als bisher. Zum ersten Mal seit drei Jahren habe sich über die Feiertage ein starker Nachholbedarf der Kunden gezeigt, teilte der Easyjet -Konkurrent am Mittwochabend mit. Zudem habe es keine Belastungen durch Corona oder den Krieg in der Ukraine gegeben. Die Aktie legte am Donnerstag deutlich zu.

Nach Steuern und um Sondereffekte bereinigt sollen im bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 2022/23 nun 1,325 bis 1,425 Milliarden Euro hängen bleiben, wie es weiter hieß. Zuvor war Ryanair von 1,00 bis 1,20 Milliarden Euro ausgegangen. Voraussetzung sei, dass es keine unvorhersehbaren negativen Ereignisse gebe. Der neue Ausblick liegt deutlich über der mittleren Analystenschätzung. Die Prognose für die Passagierzahl bleibt mit 168 Millionen unverändert.

Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal dürfte laut Ryanair ein Gewinn von knapp 200 Millionen Euro erzielt worden sein. Einen Wermutstropfen gibt es indes: Jüngst habe das Geschäft mit Flügen aus Großbritannien heraus sowie in Irland etwas nachgelassen. Daher und weil das reisestarke Osterfest ins kommende Geschäftsjahr fällt, rechnet Ryanair im Schlussviertel mit einem Verlust.

Analyst Alex Irving von Bernstein Research sieht die neue Ryanair-Prognose als Signal der Stärke für die Branche. Die Nachfrage auf europäischen Kurzstrecken bleibe offenbar gut. Experte Gerald Khoo vom Investmenthaus Liberum zeigte sich ebenfalls überzeugt. Er hob sein Kursziel von 13 auf 16 Euro an und sprach eine Kaufempfehlung aus.

Für die Ryanair-Aktien ging es am Donnerstagvormittag in Dublin um mehr als fünf Prozent auf 13,53 Euro aufwärts. Damit knüpften sie an die zuletzt bessere Entwicklung an. So hatten die Papiere mit einem Anstieg um 16,5 Prozent im Schlussquartal 2022 ihren Jahresverlust auf rund ein Fünftel eingedämmt.

Von der Reiselust der Kunden profitiert die gesamte Branche, die schwer unter der Corona-Pandemie gelitten hat, schon seit einiger Zeit. Bereits Ende November hatte Easyjet von einer hohen Nachfrage mit Blick auf die Weihnachtssaison gesprochen.

Und erst Mitte Dezember hatte die Erholung der Ticketnachfrage die Lufthansa noch optimistischer für 2022 gestimmt. Vorstandschef Carsten Spohr hält seither einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von rund 1,5 Milliarden Euro für möglich - es war die dritte Anhebung der Prognose seit dem Sommer. So verkauft der MDax -Konzern seine Tickets inzwischen für mehr Geld als vor der Pandemie im Jahr 2019. Die Frachttochter Lufthansa Cargo und die Wartungssparte Lufthansa Technik steuern zudem auf Rekordergebnisse zu./mis/men/jha/