HAMBURG (dpa-AFX) - Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter in Hamburg haben am Freitag mit einem Warnstreik den Betrieb an den Containerterminals weitgehend lahmgelegt. Die Beteiligung an der ersten Arbeitsniederlegung in der laufenden Tarifrunde sei hoch, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi der Deutschen Presse-Agentur. Streikbeginn war den Angaben zufolge um 5.30 Uhr. Der Ausstand sollte bis zum späten Abend dauern. Nach dem Scheitern der zweiten Verhandlungsrunde zwischen Verdi und dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am Mittwoch und Donnerstag in Wilhelmshaven wollte die Gewerkschaft mit dem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Von den Verhandlungen betroffen sind rund 11 000 Beschäftigte, 6000 davon in Hamburg.

Bestreikt wurden in Hamburg unter anderem die vier Container-Terminals der Logistikunternehmen Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA ) und Eurogate. "Bei der HHLA wird der Großteil der Tochterunternehmen am Standort Hamburg bestreikt", sagte eine Sprecherin des Unternehmens der dpa. Das betreffe unter anderem die Containerterminals Burchardkai (CTB), Altenwerder (CTA) und Tollerort (CTT). "Der Betrieb an den Terminals wird heute daher größtenteils streikbedingt ruhen." Allein am Eurogate-Terminal und am CTB-Terminal lagen am Freitagnachmittag laut dem Schiffsortungsdienst Vesselfinder fünf Großcontainerschiffe, darunter die 400 Meter lange "HMM Helsinki" mit einer Ladungskapazität von rund 24 000 Standardcontainern (TEU).

Die Terminals arbeiteten bereits an der Wiederaufnahme des Betriebs am späten Abend und planten weitere Maßnahmen für das Wochenende, um den streikbedingten Ausfall zu kompensieren, sagte die HHLA-Sprecherin. "Dazu zählen unter anderem verlängerte Öffnungszeiten in der Lkw-Abfertigung sowie die zusätzliche Bahnabfertigung in der Nachtschicht."

Verdi-Verhandlungsführerin Maren Ulbrich begründete den Warnstreik mit dem aus ihrer Sicht völlig unzureichenden Angebot der Arbeitgeber. Es bedeute für die Beschäftigten keinen echten Reallohnzuwachs und die soziale Komponente sei auch absolut unzureichend, sagte sie. "Die Beschäftigten brauchen eine deutliche Erhöhung ihrer Löhne, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten bezahlen zu können." Mit ihrem unzureichenden Angebot hätten die Arbeitgeber jetzt Streiks provoziert.

Verdi verlangt für die Beschäftigten bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten unter anderem eine Erhöhung der Stundenlöhne um drei Euro rückwirkend zum 1. Juni sowie eine entsprechende Anhebung der Schichtzuschläge. "Es kommt darauf an, dass insbesondere die unteren Lohngruppen deutlich mehr Einkommen erhalten, die Inflation der vergangenen Jahre hat sie besonders schwer getroffen", sagte Ulbrich. Zudem müssten die Lohnunterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen reduziert werden.

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe bot nach Verdi-Angaben bislang zum 1. Juni eine Lohnerhöhung um 2,5 Prozent, mindestens aber 60 Cent mehr pro Stunde an. Die Schichtzuschläge sollen demnach um 24 Cent bis 2,50 Euro steigen. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 17. und 18. Juni in Hamburg verabredet./klm/DP/stw