BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Wohnimmobilien-Konzern Vonovia beschafft sich Geld mit dem Verkauf einer Beteiligung an einem Immobilienportfolio. Das Unternehmen werde die Minderheitsbeteiligung an ihrem Südewo-Portfolio für eine Milliarde Euro veräußern, teilte der Dax -Konzern am Mittwoch in Bochum mit. Käufer sei eine von Apollo verwaltete Gesellschaft. Das Geld stamme von Versicherungsunternehmen und anderen langfristigen Investoren. Die Transaktion bewerte das Südewo-Portfolio mit 3,3 Milliarden Euro. Darin seien Schulden und Barmittel nicht mit eingerechnet. Dies bedeute einen Abschlag von weniger als 5 Prozent auf die Bewertung der Südewo zum 31. Dezember 2022.

Am Aktienmarkt kam die Neuigkeit sehr gut an. Die Aktie legte am späten Vormittag als Dax-Spitzenreiter um 4,3 Prozent auf 19,37 Euro zu. Ein Händler sagte, der Verkauf gehe in die richtige Richtung. Wie die Papiere aller Immobilienunternehmen hat auch die Aktie von Vonovia wegen steigender Zinsen deutlich an Wert verloren. Seit dem Jahreswechsel sank der Kurs um knapp 12 Prozent und in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 40 Prozent.

Das Unternehmen habe eine langfristige Option zum Rückkauf der Beteiligung, teilte Vonovia weiter mit. Eine Verpflichtung zur Ausübung besteht aber nicht. Vonovia wird das Portfolio, das mehr als 21 000 Wohneinheiten an Standorten in Baden-Württemberg umfasst, weiter kontrollieren, bewirtschaften und konsolidieren. Die Transaktion soll Ende Mai abgeschlossen sein.

Mit dem Erlös generiere Vonovia für das laufende Jahr etwa die Hälfte des aus der Veräußerung von Vermögenswerten angestrebten freien Barmittelzuflusses, hieß es. Insgesamt sollen 2023 zwei Milliarden Euro an Barmittel aus dem Verkauf etwa von Immobilien zufließen. Vonovia will das Geld für den Schuldenabbau verwenden. Damit soll das sogenannte LTV, das Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrswert des Immobilienportfolios, um einen Prozentpunkt auf 44,1 Prozent sinken.

Vonovia will sich nach jahrelangem Expansionskurs von rund 66 000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro trennen. Allerdings halten sich Investoren aufgrund der steigenden Zinsen beim Kauf von Immobilien zunehmend zurück. "Der Markt ist nicht völlig zum Erliegen gekommen, sondern mühsam", hatte Unternehmenschef Rolf Buch noch im März bei Vorlage der Bilanz gesagt. Im Januar und Dezember sei wenig Kaufinteresse zu sehen gewesen, aktuell gebe es wieder eine höhere Nachfrage. Im vergangenen Jahr veräußerte Vonovia 19 760 Wohnungen, auch über Buchwert.

Aufgrund der kräftig gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten plant Vonovia vorerst keine neuen Bauvorhaben. Die sich bereits im Bau befindenden Projekte sollen aber zu Ende gebracht werden. 2023 werde Vonovia immer noch 3450 Wohnungen fertigstellen, hatte Buch gesagt. "Neubau, der zu vertretbaren Mietpreisen führt, ist in der aktuellen Situation einfach wirtschaftlich nicht möglich", hatte er hinzugefügt./mne/men/jha/