FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Chemie-Industrie hat im ersten Quartal dieses Jahres ihre Talfahrt vorerst gestoppt. Der Branchenverband VCI beklagte am Dienstag bei Vorstellung des Konjunkturberichts aber anhaltend hohe Kosten am Standort Deutschland und verlangte die schnelle Umsetzung eines niedrigeren Industriestrompreises.

Zunehmend werde das ganze Ausmaß der Energiekrise sichtbar, kommentierte VCI-Präsident Markus Steilemann die Zahlen. Auch wenn für viele Unternehmen die Energie- und Rohstoffrechnung niedriger ausgefallen sei als im Vorquartal, seien die Kosten immer noch doppelt so hoch wie in den Vorjahren. "Die Gefahr ist groß, dass in der energieintensiven Chemie Investitionen und Arbeitsplätze immer stärker ins Ausland abwandern", erklärte der Manager des Kunststoffherstellers Covestro . Jetzt müssten in der Politik Taten folgen. "Und zwar schnell, unbürokratisch und gezielt, etwa durch einen Industriestrompreis als Brücke in die Zukunft und zur Sicherung des Industriestandortes Deutschland."

In den ersten drei Monaten dieses Jahres verfehlte die Produktion des wichtigen Industriezweigs den Wert aus dem Vorquartal noch um 0,9 Prozent. Trotz stark gestiegener Erzeugerpreise blieb der Umsatz mit 58,5 Milliarden Euro 8,2 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum zurück. Erstmals seit zwei Jahren wurde damit der Vergleichswert aus dem Vorjahr nicht erreicht. Die Beschäftigung in der Branche blieb mit rund 477 000 Menschen stabil.

Weil sich die Lieferengpässe für Vorprodukte langsam auflösten, haben die Unternehmen damit begonnen, ihre Auftragsbestände abzuarbeiten, berichtete der VCI. Das Neugeschäft bleibe aber verhalten. Die Auslastung der Anlagen legte im Vergleich zum Vorquartal um 2,1 Punkte auf 78,6 Prozent zu. Eine kraftvolle Erholung sei nicht in Sicht, so dass der Verband für das Gesamtjahr weiterhin von einem Produktionsrückgang um 5 Prozent ausgeht./ceb/DP/mis