ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der kriselnde Batteriekonzern Varta blickt wegen einer schwachen Nachfrage noch pessimistischer auf das Jahr 2023. So soll der Umsatz nur noch das untere Ende der angepeilten Spanne erreichen, der bereinigte operative Gewinn könnte sogar entgegen früherer Erwartungen im schlimmsten Fall einbrechen. Zwar versuchte die Konzernführung Optimismus zu verbreiten und hofft auf ein besseres zweites Halbjahr, die nun schon zweite Zielsenkung in diesem Jahr nahmen die Anleger an der Börse dem Unternehmen aber übel.

Kurs nach Handelsbeginn rutschte die Varta-Aktie um rund neun Prozent ab. Zuletzt notierten die Scheine noch rund sechs Prozent niedriger bei 21,31 Euro. Die Erholung seit Anfang Juni hat damit nun einen Dämpfer erhalten. Ein Händler monierte, dass sich die operative Lage im zweiten Quartal nicht gebessert habe. Die Geschäfte des Unternehmens schwächeln schon länger. Vom Rekordhoch der Aktie über 181 Euro Anfang 2021 sind nur noch etwas mehr als zehn Prozent übrig. Dabei spielte auch eine Kapitalerhöhung im März eine Rolle.

Der Umsatz werde wohl nur noch das untere Ende der bisherigen Prognosespanne von 820 bis 870 Millionen Euro erreichen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Ellwangen mit. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte zwischen 40 und 60 Millionen Euro liegen. Während Analysten bereits mit einem ähnlich hohen Umsatz gerechnet hatten, liegt die neue Prognose für das operative Ergebnis deutlich unter den Erwartungen.

2022 war der Umsatz um ein Zehntel auf knapp 807 Millionen Euro gesunken und das bereinigte operative Ergebnis hatte bei 69,5 Millionen gelegen. Einen Gewinn mindestens auf diesem Niveau hatte Varte bislang in Aussicht gestellt.

Varta begründete die neuen Prognosen mit einer geringen Nachfrage und damit, dass die Lagerbestände bei Herstellern und Verbrauchern weiter hoch seien.

Die Konzernführung hofft auf eine Besserung im zweiten Halbjahr, das traditionell starke Geschäfte aufweise. Unter anderem erwartet Vorstandssprecher Markus Hackstein von der neuen Fabrik für Energiespeicher in Ellwangen einen positiven Impuls. "Allerdings können die positiven Entwicklungen sowie die Fortschritte der laufenden Restrukturierung die Effekte der Herausforderungen, vor denen wir in den vergangenen Monaten standen, nicht gänzlich abfedern", ergänzte er laut Mitteilung.

Auf Basis vorläufiger Zahlen erlöste Varta im zweiten Quartal rund 175 Millionen Euro und damit etwa 8,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der bereinigte operative Verlust (Ebitda) lag bei 5 Millionen Euro nach einem operativen Gewinn von 30,8 Millionen vor einem Jahr. Dabei fehlte es nach Unternehmensangaben vor allem an Nachfrage nach Mikrobatterien, die in kabellose Kopfhörern eingebaut werden.

Um Kosten zu senken, hatte das Unternehmen im Frühjahr angekündigt, unternehmensweit rund 800 Vollzeitstellen abzubauen. Globale Krisen hätten zuletzt die Ergebnisse belastet und entsprechende Maßnahmen notwendig gemacht, hieß es damals. Varta hatte im vergangenen Geschäftsjahr tiefrote Zahlen geschrieben. Nach eigenen Angaben beschäftigte das Unternehmen zuletzt rund 4700 Menschen.

Die endgültigen Ergebnisse für das erste Halbjahr will der Vorstand am 11. August veröffentlichen./ngu/jcf/mis