WASHINGTON (dpa-AFX) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird Berichten zufolge an diesem Mittwoch in der US-Hauptstadt Washington erwartet. Es wäre die erste Auslandsreise des ukrainischen Präsidenten seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar. Mehrere US-Medien berichteten unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen über die Pläne. Demnach planen die USA auch die Lieferung des Patriot-Flugabwehrsystems in die Ukraine.

Den Berichten zufolge ist ein Treffen von US-Präsident Joe Biden und Selenskyj im Weißen Haus geplant. Anschließend werde der ukrainische Präsident vor dem US-Kongress eine Rede halten. Anlässlich des Besuchs sollen auch die Pläne für die Patriot-Flugabwehr bekanntgegeben werden. Das Luftverteidigungssystem Patriot kann Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen oder Raketen auch in größerer Entfernung abwehren. Es würde Russlands Angriffe mit Raketen und Drohnen auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine erschweren.

Moskau hatte Washington zuletzt vor einer Patriot-Lieferung gewarnt. Wie andere schwere Waffen auch würden diese Komplexe für die russischen Streitkräfte zu "rechtmäßigen vorrangigen Zielen", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, vergangene Woche. Die US-Regierung liefert bereits Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars oder das Flugabwehrsystem Nasams in die Ukraine. Die USA haben die Ukraine seit Beginn des Krieges mit milliardenschweren Militärhilfen unterstützt.

Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat Selenskyj sein Land nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne - etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau - ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Ins Kampfgebiet reiste der ukrainische Präsident bereits mehrmals - im Gegensatz zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, der bislang kein einziges Mal an der Front gewesen ist.

Selenskyj hatte zuvor in seiner Videoansprache am Dienstag gesagt, dass diese Woche für die Ukraine außerordentlich wichtig sei, "um diesen Winter und das nächste Jahr zu überstehen" und "die nötige Unterstützung zu bekommen und damit die ukrainische Flagge endlich auf allen Abschnitten unserer Grenze weht".

Am Dienstag hatten sich Republikaner und Demokraten im US-Kongress außerdem auf einen Haushaltsentwurf mit einem Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro) geeinigt. Er sieht unter anderem 44,9 Milliarden US-Dollar (42,3 Milliarden Euro) Hilfen für die Ukraine vor. Über den Entwurf müssen allerdings noch der Senat und das Repräsentantenhaus abstimmen.

Die scheidende Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, forderte am Dienstag in einem Brief die Abgeordneten auf, bei der "Sitzung am Mittwochabend persönlich anwesend zu sein". Sie nannte dafür keinen expliziten Grund und schrieb lediglich: "Bitte seien Sie am Mittwochabend anwesend, wenn wir uns ganz besonders auf die Demokratie konzentrieren."/nau/DP/zb