BONN (dpa-AFX) - Der Verkauf ihres Funkturmgeschäftes hat der Deutschen Telekom den höchsten Quartalsgewinn seit Jahren beschert. Mit 15,4 Milliarden Euro vervierfachte sich der Konzernüberschuss nahezu, wie das Unternehmen am Donnerstag in Bonn mitteilte. "Nun wird in unseren Zahlen sichtbar, wie die Funkturm-Transaktion für die Deutsche Telekom Wert geschaffen hat", sagte Konzernchef Tim Höttges laut Mitteilung. Ohne diesen Einmaleffekt wäre der Nettogewinn wegen des veränderten Zinsumfeldes um 12,5 Prozent auf knapp 2 Milliarden Euro abgerutscht. An der Börse lag die Telekom-Aktie zur Mittagszeit mit rund 1,2 Prozent im Plus und gehörte damit zu den stärksten Titeln im Dax .

Telekom-Chef Höttges hat bereits eine Idee, wie er das frische Geld nutzen möchte. "Wir werden die zufließenden Mittel in erster Linie dafür einsetzen, unsere Finanzverbindlichkeiten zu reduzieren", sagte er bei der Vorstellung der Zahlen. Ende März saß die Deutsche Telekom auf Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von 133,5 Milliarden Euro, immerhin rund neun Milliarden weniger als noch zum Jahreswechsel.

Der Bonner Konzern hatte im vergangenen Jahr den Verkauf von 51 Prozent an GD Towers, der Mutter der Deutschen Funkturm (DFMG), an das nordamerikanische DigitalBridge aus den USA und Brookfield aus Kanada bekannt gegeben. Der milliardenschwere Veräußerungsgewinn wurde erst jetzt im ersten Quartal verbucht. Auch die Wettbewerber Vodafone und Telefonica hatten ihre Funkturmgeschäfte ausgelagert.

Allerdings dürfte die Deutsche Telekom auch Geld dafür in die Hand nehmen, um die Führerschaft im für sie mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt USA auszubauen. Bislang bietet T-Mobile US vor allem Mobilfunkverträge an, Internet bei den Kunden zu Hause spielt noch eine untergeordnete Rolle. Dabei hatte das Segment im abgeschlossenen Quartal deutlich zugelegt. Konzernchef Höttges erhofft sich durch mehr Internetangebote in den USA weitere Neukunden. So könnten nach Aussage von Finanzchef Christian Illek Glasfaserprodukte interessant sein.

Die Amerika-Tochter steuert den größten Anteil zur Konzernbilanz bei. "Wir sind mit der Entwicklung der T-Mobile US im ersten Quartal sehr zufrieden", sagte Höttges in einer Telefonkonferenz. Mittlerweile halte die Telekom 50,4 Prozent an T-Mobile US, die Kontrolle haben die Bonner aber schon seit längerem über eine entsprechende Vereinbarung mit dem japanischen Softbank-Konzern . Mittelfristig dürfte sich der Anteil bei gut 50 Prozent einpendeln, sagte Illek.

Abseits des überraschend hohen Quartalsgewinns trat die Entwicklung indes eher auf der Stelle. Der Konzernumsatz der Monate Januar bis März stagnierte mit 27,8 Milliarden Euro praktisch auf dem Vorjahreswert. So ging der Absatz von Endgeräten wie Smartphones zurück, der bei dem übernommenen US-Unternehmen Sprint üblich war. Weil T-Mobile vom sogenannten Endgeräte-Leasing abrückt und dieses zeitnah vollständig einstellen möchte, fehlt an dieser Stelle Erlös. Und auch das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) fiel mit knapp 10 Milliarden Euro nur etwas besser aus als im Vorjahr.

In Deutschland überzeugte die Telekom nach Abzug von Kündigungen 274 000 neue Mobilfunk-Vertragskunden unter den eigenen Marken und damit weniger als der Konkurrent Telefonica Deutschland , der fast 370 000 Menschen für sich gewonnen hatte. Vodafone legt die Zahlen kommende Woche vor.

Für das laufende Jahr setzt sich Konzernchef Höttges nun ein etwas höheres Ziel für den operativen Gewinn. So soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) auf rund 40,9 Milliarden Euro steigen. Zuvor hatte er rund 40,8 Milliarden Euro erwartet. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll weiterhin mehr als 16 Milliarden Euro betragen./ngu/stw/mis