GÖPPINGEN (dpa-AFX) - Der Softwareanbieter Teamviewer hat dank eines guten Schlussquartals seine finanziellen Jahresziele erreicht. Die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings), die für das Management um Chef Oliver Steil maßgeblich für das Wachstum des Unternehmens sind, stiegen zum Jahresschluss kräftig und übertrafen die Erwartungen von Finanzanalysten. Damit schaffte das Unternehmen auch die im Sommer gesenkte Zielvorgabe für die Rechnungsstellungen. Anleger reagierten erleichtert.

Die Teamviewer-Aktie legte kurz nach Handelsstart als Spitzenreiter im MDax um rund sechseinhalb Prozent auf 13,84 Euro zu und erreichte damit den höchsten Stand seit Frühjahr 2022. Allerdings dürfte das für viele Anleger nur ein schwacher Trost sein, denn bei Kursen um die 14 Euro dümpelt der Anteilsschein immer noch deutlich unter dem, was Teamviewer noch bis Herbst 2021 mit um die 30 Euro vorweisen konnte.

Teamviewers Rechnungsstellungen legten im Gesamtjahr um 16 Prozent auf 635 Millionen Euro zu, wie der Konzern am Mittwoch auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Die Göppinger profitierten dabei auch vom schwachen Euro: Währungsbereinigt hätte das Plus auf Jahressicht nur elf Prozent betragen. Das Unternehmen sprach von einer starken Geschäftsentwicklung trotz eines wirtschaftlich herausfordernden Umfelds. Finanzchef Michael Wilkens geht von einer weiterhin hohen Nachfrage nach den Angeboten des Unternehmens aus und kündigte an, diese durch zusätzliche Investitionen in Forschung und Entwicklung zu stärken.

Mit den Zahlen und dem Billings-Anstieg von 24 Prozent im vierten Quartal schnitt Teamviewer etwas besser ab, als vom Unternehmen befragte Analysten im Schnitt erwartet hatten. Die zuletzt ausgegebene Jahresprognose von rund 630 Millionen Euro Billings wurde leicht übertroffen.

Der für das Geschäftsjahr gebuchte Umsatz dürfte währenddessen um 13 Prozent auf 566 Millionen Euro geklettert sein. Wegen der üblicherweise über ein Jahr laufenden Software-Abonnements muss Teamviewer die Rechnungsbeträge buchhalterisch auf die betreffenden Zeiträume aufteilen.

Die Profitabilität, gemessen als Marge des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Verhältnis zu den Billings, erreichte den Angaben zufolge im vergangenen Jahr das obere Ende der Prognosespanne von 45 bis 47 Prozent. Hier hatten Experten mit um die 46 Prozent gerechnet.

Mit den Zuwächsen habe Teamviewer die Erwartungen leicht übertroffen, schrieb JPMorgan-Analyst Toby Ogg. Er wolle dies dem Unternehmen aber nicht zu hoch anrechnen, bevor er nicht die Details unter anderem zu mehrjährigen Rechnungsstellungen kenne. Die Kommentare des Finanzchefs zu zusätzlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung würden wohl eher Risiken für die Margenprognose des neu angelaufenen Jahres bedeuten. Teamviewer legt die Prognose erst mit den vollständigen Jahreszahlen am 7. Februar vor.

Auch Mohammed Moawalla von Goldman Sachs meinte, dass womöglich ein größerer Anteil mehrjähriger Rechnungsstellungen zu dem starken Wachstum der Billings beigetragen habe. Das Thema werde in der Diskussion bleiben, bis es weitere Details dazu gebe. Die operative Marge deute eine gute Kostenkontrolle bei Teamviewer an, schrieb Moawalla weiter.

Teamviewer will eine schwierige Zeit hinter sich lassen. Das zu Hochphasen der Pandemie boomende Geschäft mit Fernwartungssoftware und Videokonferenzen konnte das starke Wachstum nicht dauerhaft halten. Vor rund zwei Jahren war das Unternehmen eine teure Sponsorpartnerschaft mit dem englischen Premier-League-Fußballclub Manchester United eingegangen. Inzwischen will Teamviewer die Partnerschaft möglichst schnell wieder beenden, um die Kosten zu senken.

Nachdem das Unternehmen die ambitionierten mittelfristigen Wachstumsaussichten im Herbst 2021 zusammengestrichen hatte, stürzte die Aktie nochmals ab und hat sich im schwierigen Marktumfeld für Tech-Werte bis heute nicht davon erholt. Nach und nach wollen Chef Steil und der neue Finanzvorstand Wilkens das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen./men/stw/stk