HANNOVER (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Talanx hat im ersten Halbjahr dank höherer Prämien und weniger Großschäden glänzend verdient. Der Vorstand will dennoch sein Gewinnziel für 2024 vorerst nicht erhöhen. Einen solchen Schritt hält Finanzchef Jan Wicke erst für den Herbst für denkbar, wenn die Hurrikan-Saison und damit die Gefahr besonders großer Schäden vorüber ist. Nach einem Gewinn von 1,09 Milliarden Euro im ersten Halbjahr zeigten er und Unternehmenschef Torsten Leue sich am Mittwoch aber zuversichtlich, das Gewinnziel von 1,7 Milliarden Euro für dieses Jahr "deutlich" zu übertreffen.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen: Die Aktie legte am Vormittag um mehr als vier Prozent auf 70,30 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte.

"Talanx wächst stark", sagte der Finanzchef Wicke in der Online-Pressekonferenz. Dies gebe dem Management die Zuversicht nicht nur für das laufende Jahr, sondern auch für die Jahre danach, dass es gute Ergebnisse erzielen könne. Neue Mittelfristziele soll es am 11. Dezember auf dem Kapitalmarkttag geben. Den Ausblick für 2024 werde der Versicherungskonzern nach dem dritten Quartal überprüfen. Die Hurrikan-Saison sei dann weiter fortgeschritten und das Unternehmen habe einen besseren Blick auf das Jahr. Weiter optimistisch zeigte sich der Manager, dass der Konzern in diesem Jahr eine Eigenkapitalrendite von mehr als 15 Prozent erreicht. Im ersten Halbjahr lag die Rendite des Talanx-Konzerns bei 20,3 Prozent.

Dass der Konzern in den ersten sechs Monaten fast ein Drittel mehr verdiente als ein Jahr zuvor, verdankte er vor allem der Industrieversicherung unter der Marke HDI und der Privat- und Firmenversicherung im Ausland. Das gesamte Erstversicherungsgeschäft steigerte seinen Gewinn um 39 Prozent, während der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück 21 Prozent mehr beisteuerte. Dem Talanx-Konzern gehört gut die Hälfte der Hannover-Rück-Aktien. Vom Gewinn des Rückversicherers geht unter dem Strich daher auch etwas mehr als die Hälfte in das Ergebnis von Talanx ein.

Im ersten Halbjahr steuerte daher alleine Hannover Rück 585 Millionen Euro zum Gewinn bei. Die Industrieversicherung lieferte 223 Millionen und die Privat- und Firmenversicherung im Ausland 224 Millionen. Mit dem Privat- und Firmenkundengeschäft von HDI in Deutschland verdiente der Konzern mit 82 Millionen Euro wegen höherer Schadenleistungen in der Kraftfahrtversicherung und gestiegener Großschadenleistungen weniger.

Die Leistungen für Großschäden beliefen sich auf 750 Millionen Euro - das waren knapp neun Prozent weniger als im Vorjahr. Zu den größten Schäden zählten das von Starkregen verursachte Hochwasser in Süddeutschland, die Flut in Brasilien und die Unruhen in Neukaledonien. "In dieser Summe ist aber noch keine Vorsorge für die Brücke in Baltimore drin", erläuterte Finanzchef Wicke. Es gebe rechtliche Unklarheiten. Das Management wisse zwar noch nicht, wie viel der Brückeneinsturz im ersten Quartal kosten werde. Die zu erwartenden Belastungen dürften aber komfortabel durch das verbleibende Großschadenbudget abgedeckt sein. Zudem habe der Versicherer genügend Puffer für die Hurrikan-Saison im dritten Quartal.

Unterdessen steigerte der Talanx-Konzern seinen Versicherungsumsatz, einschließlich Hannover Rück, um 13 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro. Besonders stark legten die Einnahmen im ausländischen Privat- und Firmenkundengeschäft zu. Dabei profitierte der Konzern von einem starken Wachstum in Polen und Brasilien. In Brasilien ging erstmals das übernommene Geschäft des Versicherers Liberty Mutual in die Zahlen ein.

Im gesamten Schaden- und Unfallgeschäft des Talanx-Konzerns blieb nun ein größerer Teil der Einnahmen als versicherungstechnischer Gewinn übrig als ein Jahr zuvor: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 93,7 auf 91,2 Prozent./mne/nas/jha/