ZÜRICH (dpa-AFX) - Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re ist trotz hoher Schäden durch das Erdbeben in der Türkei mit einem dreistelligen Millionengewinn ins Jahr gestartet. Dank höherer Preise für Rückversicherungsschutz und lukrativer Finanzgeschäfte lag der Überschuss im ersten Quartal bei 643 Millionen US-Dollar (580 Mio Euro), wie der Konzern am Donnerstag in Zürich mitteilte. Ein Jahr zuvor hatten Naturkatastrophen, die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine der Swiss Re einen Quartalsverlust von 248 Millionen Dollar eingebrockt.

An der Börse konnten die jüngsten Nachrichten in einem schwachen Marktumfeld nicht überzeugen. Kurz nach Handelsstart in Zürich verlor die Swiss-Re-Aktie rund ein Prozent an Wert und entwickelte sich damit etwas schwächer als der Schweizer Leitindex SMI .

Branchenexperte Will Hardcastle von der Großbank UBS gewann den Quartalszahlen sowohl positive als auch negative Aspekte ab. So begrüßte er die Aussagen des Managements zum Neugeschäft, äußerte aber er gewisse Zweifel an der Qualität des Gewinnbeitrags aus dem Schaden- und Unfallgeschäft.

In der Lebens- und Krankenversicherung kehrte die Swiss Re dank geringerer Belastungen durch die Corona-Pandemie in die Gewinnzone zurück. Und der Konzerngewinn traf ziemlich genau die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.

Wie die großen deutschen Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück hatte die Swiss Re im Schaden- und Unfallgeschäft mit Erstversicherern wie Allianz und Axa zuletzt deutliche Preiserhöhungen durchgesetzt. Damit wollen die Rückversicherer den erwarteten Anstieg der Schadensummen infolge der Inflation und des Klimawandels auffangen.

Im ersten Quartal steigerte die Swiss Re ihre verdienten Nettoprämien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar lediglich um rund vier Prozent auf etwa 11 Milliarden Dollar. Jedoch entwickelten sich die einzelnen Sparten höchst unterschiedlich. Während die Einnahmen in der Lebens- und Kranken-Rückversicherung stagnierten und im Direktgeschäft mit der Industrie sogar zurückgingen, legten sie in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung um 8,5 Prozent auf 5,75 Milliarden Dollar zu.

Nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb blieb in dieser Sparte diesmal auch mehr übrig als ein Jahr zuvor: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 99,3 auf 97,2 Prozent, obwohl mit dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien sowie den Überschwemmungen in Neuseeland einige Naturkatastrophen auf die Rechnung drückten.

Für die Erdbebenschäden legte der Rückversicherer 426 Millionen Dollar zurück. Die gesamten versicherten Schäden durch die Katastrophe dürften sich nach Einschätzung auf etwa 5,3 Milliarden Dollar belaufen.

Bei der Erneuerung vieler Rückversicherungsverträge zum 1. April setzte die Swiss Re bei ihren Kunden nach eigenen Angaben im Schnitt 19 Prozent höhere Prämien durch. Allerdings zogen dabei nicht alle Kunden mit. Das erneuerte Prämienvolumen stieg daher lediglich um fünf Prozent.

Für das laufende Jahr peilt Swiss-Re-Chef Christian Mumenthaler weiterhin einen Überschuss von mehr als 3 Milliarden Dollar an. Die Vertragserneuerungen im Schaden- und Unfallgeschäft seit Jahresbeginn und die Entwicklung der anderen Sparten untermauere seine Zuversicht, sagte er laut Mitteilung./stw/ngu/mis