MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Hersteller von Halbleiter-Wafern Siltronic erwartet nach einem schwierigen ersten Halbjahr auch für die kommenden Monate eine Nachfrageschwäche. Bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das zweite Quartal verwies die Wacker-Chemie-Beteiligung am Donnerstag auf fortgesetzte Lagerbestandskorrekturen bei Chipherstellern und deren Kunden. Immerhin: Trotz trister Nachfrage und Absatzrückgang geht Siltronic davon aus, dass sich die Verkaufspreise stabil halten werden.

Für die Aktien zeichneten sich am Morgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss zunächst Verluste von knapp drei Prozent ab. Damit würde auf Xetra das bisherige Jahresplus von fast zwölf Prozent wieder etwas kleiner. Seit einem starken Kursrutsch in der ersten Hälfte 2022, als sich die aktuelle Marktschwäche zunehmend abzeichnete, pendelt der Kurs überwiegend zwischen 60 und 80 Euro. Die Papiere schwanken ohnehin stark, nahezu im Gleichschritt mit dem traditionellen Auf und Ab der Chipbranche.

Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung mittlerweile auch besser prognostizierbar, sodass sich die Siltronic-Führung einen konkreteren Jahresausblick zutraut. Sie rechnet für 2023 mit einem Konzernumsatz 14 bis 19 Prozent unter dem Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro. Die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) soll 26 bis 30 Prozent erreichen, nach außerordentlich starken gut 37 Prozent 2022. Bislang hatte Siltronic-Chef Michael Heckmeier nur einen deutlichen Rückgang beider Kennziffern in Aussicht gestellt.

Im abgelaufenen zweiten Quartal erreichte das Unternehmen derweil die Umsatzerwartung von Analysten, mit einem Erlösminus von rund neun Prozent auf knapp 404 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum ersten Jahresviertel blieb der Umsatz nahezu stabil. Der operative Gewinn (Ebitda) von 118,6 Millionen Euro - ein Minus von fast einem Fünftel im Jahresvergleich und gut fünf Prozent zum Vorquartal - übertraf die Konsensschätzung.

Trotz der aktuellen Chipflaute, die im Umfeld hoher Inflation auch eine Folge der Kaufzurückhaltung der Menschen und Unternehmen bei Smartphones, Computern und anderer Elektronik ist, bleibt Siltronic auf längere Sicht zuversichtlich. Die "steigende Zahl an Endanwendungen, die auf Megatrends wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Elektromobilität beruhen", bedeute einen mittel- und langfristigen Wachstumstrend für Siliziumwafer, hieß es.

Daher steckt Siltronic seit einiger Zeit viel Geld in ein neues Werk in Singapur; zudem wurde der Produktionsstandort im sächsischen Freiberg um eine weitere Ziehhalle für Siliziumkristalle erweitert. Aus solchen Kristallen können dann Reinstsiliziumwafer hergestellt werden, die die Siltronic-Kunden zu Elektronikchips weiterverarbeiten können.

Auch deswegen und wegen höhere Preise werden die Investitionen 2023 weiter steigen. Konkret sind laut Mitteilung nun circa 1,3 Milliarden Euro geplant, nach knapp 1,1 Milliarden Euro im Vorjahr. 2024 sollen die Investitionen dann aber um mehr als die Hälfte fallen. So soll das neue Werk in Singapur - wie bereits avisiert - Anfang 2024 mit der Produktion beginnen und diese, abhängig von der Nachfrageentwicklung, sukzessive hochfahren./mis/jcf/zb