ZAMUDIO (dpa-AFX) - Der vor der Übernahme durch den Mutterkonzern Siemens Energy stehende Windanlagenbauer Siemens Gamesa hat im vergangenen Geschäftsjahr tiefrote Zahlen geschrieben. Dabei machten dem Unternehmen hohe Kosten, Lieferkettenengpässe, Projektverschiebungen, Qualitätsmängel bei älteren Anlagen sowie hausgemachte Probleme mit seiner neuen Landturbine 5.X zu schaffen.

Unter dem Strich stand per Ende September ein Verlust von 940 Millionen Euro, wie Gamesa am Donnerstag in Zamudio mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verschlechterte sich von minus 96 Millionen auf minus 581 Millionen Euro. Das vierte Quartal schloss das Unternehmen hingegen versöhnlich ab. Dabei profitierte Gamesa jedoch von einem Gewinn von 565 Millionen aus dem Verkauf von Windparkprojekten in Südeuropa. Das Unternehmen wies einen Nettogewinn von 286 Millionen Euro aus, nach einem Verlust von 258 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz verbesserte sich um knapp 18 Prozent auf 3,37 Milliarden Euro. Konzernchef Jochen Eickholt sah zudem einen weiteren Aufwärtstrend bei den Verkaufspreisen für Landanlagen.

Um das Geschäft zu stabilisieren, hat das Unternehmen ein umfassendes Sanierungsprogramm aus der Taufe gehoben, welches auch den Abbau tausender Stellen oder mehr als zehn Prozent der Arbeitsplätze beinhaltet. Konzernchef Eickholt strebt dabei eine schlankere und einheitlichere Organisation an. So sei es beim Zusammenschluss zwischen dem Windkraftgeschäft von Siemens mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa 2017 "nie wirklich zu einer Integration gekommen", sagte Eickholt in einer Telefonkonferenz.

Aus der nun angestrebten Vereinheitlichung über die Bereiche und Technologien hinweg erhofft sich Siemens Gamesa erhebliche Synergien. Im Zusammenhang mit einer möglichen Integration in Siemens Energy sieht Eickholt kein weiteres großes Restrukturierungsprogramm auf Siemens Gamesa zukommen. Beide Unternehmen seien unterschiedlich aufgestellt. Zwar werde es einige Integrationsaktivitäten geben, etwa bei Doppelstrukturen, jedoch sehe er derzeit keine weiteren großen Auswirkungen.

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hatte Anfang der Woche von der spanischen Börsenaufsicht grünes Licht für sein Übernahmeangebot bekommen. Energy will die restlichen Anteile an dem Windanlagenbauer für 18,05 Euro je Aktie übernehmen. Ziel ist dabei, den Anteil von derzeit rund zwei Dritteln so weit zu steigern, dass Gamesa von der Börse genommen werden kann. Siemens Energy verspricht sich davon, die seit einiger Zeit kriselnde Tochter schneller wieder auf Kurs bringen zu können. Die Annahmefrist soll voraussichtlich bis zum 13. Dezember laufen.

Wegen der laufenden Übernahme gab Siemens Gamesa auch keine Prognose für das neue Geschäftsjahr ab. Jedoch bekräftigte Eickholt, dass 2022/23 ein Übergangsjahr werde. So blieben die Herausforderungen durch die Inflation und das schwierige Marktumfeld bestehen, zudem sei noch nicht mit signifikanten Beiträgen aus dem Sanierungsprogramm zu rechnen. Zuversichtlich stimme der Rekordauftragsbestand von rund 35 Milliarden Euro per Ende September. Gut die Hälfte davon entfällt dabei auf das als stabil geltende Servicegeschäft.

Die Aktie zeigte sich am Mittag unverändert und notiert mit 18,02 Euro nur leicht unter dem Angebotspreis./nas/lew/jha/