ERLANGEN (dpa-AFX) - Die zurückhaltende Nachfrage in China hat dem Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers auch im dritten Quartal zu schaffen gemacht. Sie bremste vor allem das Geschäft mit der Bildgebung. Die Siemens-Tochter wurde für die Sparte, die den Löwenanteil zu Umsatz und Ergebnis beiträgt, daher pessimistischer für das laufende Geschäftsjahr. Jedoch sah Konzernchef Bernd Montag bei der Vorlage der Quartalszahlen Licht am Ende Tunnels. Insgesamt konnte Siemens Healthineers Umsatz und Ergebnis steigern - auch dank deutlicher Fortschritte bei der Restrukturierung der Labordiagnostik.

Die im Leitindex Dax notierte Aktie geriet am Mittwochmorgen unter Druck. Vor allem von der Bildgebung zeigten sich Marktbeobachter enttäuscht. Das Papier verlor zu Handelsbeginn knapp 7 Prozent. Umsatz und operatives Ergebnis seien schwächer als erwartet ausgefallen, bemerkte JPMorgan-Analyst David Adlington. Um an die Marktschätzungen heranzukommen, brauche Healthineers im vierten Geschäftsquartal eine Wachstumsbeschleunigung.

Im dritten Geschäftsquartal (per Ende Juni) stieg der Umsatz um 4,3 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Erlangen mitteilte. Dabei legte Siemens Healthineers in der amerikanischen sowie europäischen Region deutlich zu. Dagegen sanken die Umsätze in China auf vergleichbarer Basis im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Dabei ausgeklammert sind Währungs- und Portfolioeffekte.

Gebremst wurde das Geschäft von einer anhaltend verzögerten Auftragsvergabe in China im Zusammenhang mit den Antikorruptionsmaßnahmen der Regierung. Dies betraf vor allem das Geschäft mit der Bildgebung. Anfang Mai hatte Healthineers noch eine Besserung für das zweite Geschäftshalbjahr in Aussicht gestellt. Konzernchef Montag hofft nun auf das kommende Geschäftsjahr und erwartet 2025 entsprechende Nachholeffekte. Im vierten Quartal dürfte sich die Umsatzentwicklung in der Region stabilisieren, schätzt das Unternehmen.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte im Quartal um neun Prozent auf 825 Millionen Euro zu. Dabei profitierte das Unternehmen von Einsparungen im Zusammenhang mit der Restrukturierung seiner Labordiagnostik-Sparte, die deutlich zulegen konnte. Montag sieht den Umbau des Geschäfts auf Kurs, Healthineers komme dabei zügiger voran als gedacht.

Auch die Ergebnisbeiträge des US-Krebsspezialisten Varian stiegen beträchtlich, wohingegen die Ergebnisse der Bildgebungssparte sanken. Negative Währungseffekte bremsten zudem die Entwicklung. Nach Steuern verdiente der Konkurrent der niederländischen Philips mit 472 Millionen Euro fünf Prozent mehr. Analysten hatten sich insgesamt mehr erhofft.

Die Prognose für das laufende Jahr bekräftigte Healthineers. Dabei geht das Unternehmen weiter davon aus, bei dem avisierten vergleichbaren Umsatzwachstum von 4,5 bis 6,5 Prozent eher das untere Ende der Bandbreite zu erreichen. Wegen des schwachen China-Geschäfts senkte das Management die Umsatzprognose für die Bildgebung. Das wirke sich auch auf die Ergebnisse aus, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz in einer Telefonkonferenz. So dürfte die Sparte eine Marge eher am unteren Ende der in Aussicht gestellten Bandbreite erreichen. Bei der Labordiagnostik sieht er hingegen inzwischen das obere Ende des Margenziels als möglich an.

Das bereinigte Ergebnis je Aktie des Konzerns sieht das Management bei 2,10 bis 2,30 Euro. Dabei klammert Healthineers künftig auch Restrukturierungskosten wie jene in der Labordiagnostik aus./nas/lew/ngu