WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP und sein designierter Aufsichtsratschef Punit Renjen gehen überraschend getrennte Wege. Der als Nachfolger von Mitgründer Hasso Plattner vorgesehene US-Amerikaner werde zur Hauptversammlung im Mai sein Mandat in dem Kontrollgremium niederlegen, teilte das Dax -Schwergewicht am Sonntagabend in Walldorf mit. Grund seien unterschiedliche Vorstellungen über die Rolle als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender. SAP präsentierte mit dem ehemaligen Nokia -Manager Pekka Ala-Pietilä einen Ersatzmann für Renjen. Der Finne soll zur Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen werden und ist auch als Vorsitzender des Gremiums vorgesehen.

Die SAP-Aktie fiel am Montag nach Handelsbeginn in einem freundlicheren Marktumfeld als Dax-Schlusslicht um 0,7 Prozent auf 167,12 Euro. Das Papier hatte zuletzt mehrfach Rekordstände erreicht und ist in diesem Jahr mit einem Plus von fast einem Fünftel einer der beiden besten Werte im Leitindex. Für UBS-Analyst Michael Briest war der über den Haufen geworfene Nachfolgeplan an der Aufsichtsratsspitze eine negative Überraschung. Zwar habe Renjen keine direkte Erfahrung in einem Softwareunternehmen, allerdings seien seine Verbindungen in die Kundenbasis und das Partnersystem von SAP positiv gesehen worden.

Vor knapp einem Jahr hatte SAP Renjen nach langer Suche als Nachfolger für Plattner vorgestellt, im Mai letzten Jahres war Renjen bereits in den Kontrollrat eingezogen. Er sollte als ehemaliger Chef der Unternehmensberatung Deloitte vor allem die Kundensicht auf SAP mitbringen, um Impulse zu setzen. SAP verwarf die Pläne nun aber. Dem Vernehmen nach konnte sich der Amerikaner nicht mit der in Deutschland gesetzlich vorgesehenen Funktion als Aufseher des Konzernvorstands anfreunden. Es hatte unter anderem im "Manager Magazin" bereits Berichte gegeben, wonach er sich sehr aktiv ins Tagesgeschäft einbrachte und damit nicht nur Freude auslöste.

Mit Pekka Ala-Pietilä (67) kommt nun ein alter Bekannter wieder, der bereits von 2002 bis 2021 im Aufsichtsrat der Walldorfer saß. Ala-Pietilä war 1999 bis 2005 Präsident von Nokia und hat in verschiedenen Expertengremien für Künstliche Intelligenz mitgearbeitet.

Die Nachfolge von Plattner ist in Walldorf eine delikate Angelegenheit: Plattner ist als einziger der Mitgründer noch aktiv im Unternehmen und steht dem Aufsichtsrat seit 2003 vor, davor war er sechs Jahre Vorstandssprecher. Schon 2017 hatte Plattner angekündigt, weiterzumachen - "aber nicht volle fünf Jahre". Die wurden es dann doch, und 2022 ließ er sich noch einmal wiederwählen, nachdem sich andere Vorhaben für seinen Posten zerschlagen hatten. Sein Mandat reicht noch bis zur kommenden Hauptversammlung im Mai.

Plattner gilt in dem Softwarekonzern als Übervater, der sich aktiv in wichtige Fragen einmischt. Er hat den derzeitigen Vorstandschef Christian Klein an die Spitze gehievt und ihm den Rücken freigehalten für den strategischen Umbau des wertvollsten deutschen börsennotierten Unternehmens. Am 20. Januar wurde Plattner 80 Jahre alt.

"Mit der Wahl von Pekka Ala-Pietilä bin ich zuversichtlich, dass der Aufsichtsrat der SAP in den besten Händen ist", sagte Plattner laut Mitteilung. "Seine Vision und seine bedächtige Vorgehensweise sind genau das, was die SAP braucht, um sicher und auch weiterhin erfolgreich in die Zukunft zu blicken."/men/niw/mis