MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa bleibt ein Verlustbringer für Siemens Energy . Der Energietechnikkonzern senkte seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) erneut und geht von höheren Verlusten aus. Hingegen hellte sich die Umsatz- und Auftragslage deutlich auf. Zudem entwickeln sich die anderen Geschäfte des Energietechnikkonzerns robust, sodass Siemens Energy von einem höheren Wachstum im Konzern ausgeht als zunächst avisiert. Im zweiten Quartal schnitt Siemens Energy daher besser ab als erwartet.

Analyst Akash Gupta von JPMorgan zeigte sich angetan. Siemens Energy habe ein starkes zweites Quartal verzeichnet. Umsatz, Auftragseingang und das bereinigte operative Ergebnis hätten über den Erwartungen gelegen, schrieb er am Montag in einer ersten Einschätzung. Dank der guten Entwicklung in den Geschäften abseits Siemens Gamesa hätten die Verluste dort mehr als ausgeglichen werden können. Der Analyst sieht dabei auch bei Gamesa etwas Licht am Horizont. Die Jahresprognose für den Windanlagenbauer impliziere nahezu das Erreichen der Gewinnschwelle in der zweiten Jahreshälfte, mit einem Minus der operativen Marge von 0,5 Prozent in der Mitte der Spanne. Negativ wertete er die pessimistischere Einschätzung von Siemens Energy mit Blick auf die Konzernmarge.

Die im Dax notierte Aktie stieg im frühen Handel rund 2,5 Prozent und kletterte damit auf ein neues Jahreshoch bei knapp unter 23 Euro.

"Der starke Auftragseingang bestätigt unsere sehr gute Positionierung im Markt für Energiewende-Technologien. Das gilt insbesondere in Bereichen wie der Stromerzeugung und der Netztechnik", sagte Konzernchef Christian Bruch zu den Zahlen. "Unser aktualisierter Ausblick ist Ausdruck dieser starken Nachfrage, spiegelt aber auch das nach wie vor schwierige Marktumfeld für die Windindustrie wider."

Wegen der Probleme bei Gamesa senkte das Unternehmen jedoch seine Ergebnisprognose. So dürfte der Konzernverlust nach Steuern das Vorjahresniveau von 712 Millionen Euro um bis zu einem niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag übersteigen, teilte das Unternehmen am Montag in München mit. Bislang war Siemens Energy von einem Fehlbetrag in Vorjahreshöhe ausgegangen. Die bereinigte operative Marge soll nun im unteren Bereich der angepeilten ein bis drei Prozent liegen. Es ist bereits die zweite Prognosesenkung in diesem Jahr.

Siemens Gamesa bleibt das entscheidende Problem der Münchner. Die Windenergie-Tochter, die von Siemens Energy im Februar komplett übernommen worden war, fuhr im zweiten Quartal als einziges Segment operative Verluste ein. Bruch betonte: "Der Erfolg des Windgeschäfts bleibt die Grundvoraussetzung dafür, dass wir ein profitabler Marktführer im Bereich der Energiewende werden." Die Restrukturierung von Gamesa benötige jedoch Zeit.

Für die Umsatzentwicklung zeigte sich Siemens Energy hingegen deutlich optimistischer und erwartet für den Konzern ein vergleichbares Wachstum von zehn bis zwölf Prozent, anstelle von bislang in Aussicht gestellten drei bis sieben Prozent. Dabei ausgeklammert sind Währungs- und Portfolioeffekte.

Der Energietechnikkonzern verzeichnete im zweiten Geschäftsquartal insgesamt ein robustes Wachstum und steigerte seinen Umsatz von 6,6 Milliarden auf acht Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten im Vorfeld erwartet. Das vergleichbare Wachstum lag dabei bei 23,8 Prozent. Auch die Auftragseingänge stiegen um mehr als die Hälfte auf knapp 12,3 Milliarden Euro - ebenfalls stärker als erwartet.

Während die Energietechnikgeschäfte ihre Ergebnisse deutlich verbessern konnten, stieg der bereinigte operative Verlust von Siemens Gamesa um rund ein Viertel auf 374 Millionen Euro. Das Ergebnis wurde weiterhin durch Lieferkettenprobleme, verlustreiche Projekte sowie das Hochlaufen der Aktivitäten für Windenergie-Aktivitäten auf See belastet.

Dennoch konnte Siemens Energy dank der guten Entwicklung in der Energietechnik beim operativen Ergebnis in die Gewinnzone zurückkehren. Vor Sondereffekten betrug dies 41 Millionen Euro, nach einem Verlust von 49 Millionen Euro im Vorjahr. Analysten waren hier erneut von roten Zahlen ausgegangen. Nach Steuern stand jedoch weiter ein Verlust zu Buche: Er sank dabei um gut ein Viertel auf 189 Millionen Euro./nas/mis/niw/stk