UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 streicht die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr drastisch zusammen. Statt der für 2021 ausgeschütteten 80 Cent soll es für 2022 nur noch fünf Cent geben, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstagabend in Unterföhring mit. Experten hatten mit 66 Cent gerechnet.

Hintergrund sei eine veränderte Dividendenpolitik, hieß es zur Begründung. Bei der Bemessung von Ausschüttungen berücksichtige das Unternehmen neben dem allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld und dem bereinigten Konzernjahresüberschuss nun auch "mit besonderem Fokus ein angemessenes Niveau des Verschuldungsgrads". Darüber hinaus beachte ProSiebenSat.1 dabei ebenso die Erfordernisse zu Investitionen in das operative Geschäft, einschließlich zur Umsetzung strategischer Wachstumsoptionen, insbesondere im Kerngeschäft Entertainment.

Die Bezugsgröße für Dividendenzahlungen bleibt zwar der bereinigte Konzernjahresüberschuss. Statt wie bisher die Hälfte will das Unternehmen aber nur noch 25 bis 50 Prozent davon an die Aktionäre ausschütten. Beim Verschuldungsgrad zielt ProSiebenSat.1 auf das obere Ende einer Spanne von 1,5x bis 2,5x.

Außerdem gab das Unternehmen einen Wechsel an der Spitze des Finanzressorts bekannt. Martin Mildner werde die Aufgabe von Ralf Gierig zum 1. Mai übernehmen, hieß es.

In einer zweiten Mitteilung gab ProSiebenSat.1 zudem einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr und gab Eckdaten für 2022 bekannt. 2023 soll sich der Umsatz demnach bei 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro bewegen. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse um gut sieben Prozent auf 4,16 Milliarden Euro gesunken. Analysten hatten damit in etwa gerechnet.

Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda adj) will das Unternehmen 550 bis 650 Millionen Euro erzielen nach einem Rückgang um fast ein Viertel im Vorjahr auf 678 Millionen Euro.

2022 sei durch makroökonomische Eintrübung in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) belastet gewesen, hieß es. Als frühzyklisches Unternehmen sei ProSiebenSat.1 unmittelbar von Konsumzurückhaltung und der damit negativen Werbemarktentwicklung betroffen gewesen - besonders im wichtigen vierten Quartal.

Im ersten Halbjahr sei mit anhaltenden konjunkturellen Herausforderungen zu rechnen. Daraus resultierten Belastungen besonders im hochmargigen Werbegeschäft. Die wirtschaftliche Erholung in der DACH-Region dürfte erst in der zweiten Jahreshälfte einsetzen.

Der Kurs der ProSiebenSat.1-Aktie sackte auf der Handelsplattform Tradegate zuletzt um fast zehn Prozent im Vergleich zum Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft ab./he/ck