BONN (dpa-AFX) - Weil Briefe und Pakete verspätet ankommen oder verloren gehen, haben sich im vergangenen Jahr erneut Zehntausende Bürgerinnen und Bürger bei einer Bundesbehörde beschwert. Die Zahl der Eingaben habe bei 41 589 gelegen, teilte die Bundesnetzagentur am Mittwoch in Bonn mit. Im Jahr 2022 waren es 43 125 Beschwerden gewesen. Im Vergleich zum Jahr 2021, als es nur rund 15 000 gewesen waren, ist das Beschwerdeniveau aber noch immer sehr hoch. Die Möglichkeit zur Kritik bezieht sich auf die ganze Post- und Paketbranche, allerdings richten sich 90 Prozent der Beschwerden gegen den Marktführer Deutsche Post, der Briefe zustellt und unter der Marke DHL Pakete austrägt.

Bereits Mitte Dezember hatte die Aufsichtsbehörde die vorläufige Zahl für 2023 bekannt gegeben, nun gab sie die finale Jahreszahl bekannt. Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere Milliarden Briefe und Pakete verschickt, in Relation hierzu ist der Beschwerdeanteil sehr gering.

Allerdings dürften einige Bürger ebenfalls negative Erfahrungen mit der Brief- und Paketzustellung gehabt haben, sich aber nicht bei der Bonner Behörde beschwert haben. Zur Begründung der Defizite hatte die Post in der Vergangenheit unter anderem auf einen zwischenzeitlich hohen Krankenstand verwiesen. Gewerkschafter monieren, dass der Konzern an manchen Standorten personell auf Kante genäht sei, um Kosten zu drücken.

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, wies darauf hin, dass das Beschwerdeniveau weiterhin hoch sei. Das zeige, wie wichtig den Menschen eine zuverlässige Postversorgung sei. "Leider haben wir bisher nur sehr begrenzte Möglichkeiten, bei Qualitätsmängeln tätig zu werden", sagte der frühere Grünen-Politiker.

Wenn viele Beschwerden aus einem Gebiet kommen, leitet die Netzagentur eine sogenannte Anlassprüfung ein, die letztlich aber nur einer Ermahnung der Post gleichkommt. 2022 gab es 86 Anlassprüfungen, 2023 sank diese Zahl deutlich auf 35. Im Rahmen der aktuellen Postgesetz-Reform soll der Aufsichtsbehörde die Möglichkeit eingeräumt werden, künftig Buß- und Zwangsgelder verhängen zu können und den Bonner Konzern dadurch finanziell unter Druck zu setzen. Besagte Reform soll im April abgeschlossen sein, die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat steht noch aus.

Ein Post-Sprecher wies am Mittwoch darauf hin, dass die Zahl der Beschwerden gesunken und die Zahl der Anlassprüfungen deutlich zurückgegangen sei. Er monierte, dass die Netzagentur nur etwa 15 Prozent der Beschwerden an die Post weitergeleitet habe. Daher könne die Firma nicht abschließend beurteilen, ob es sich immer um Qualitätsmängel der Deutschen Post handele. Zugleich betonte er, dass jede Beschwerde eine zu viel sei. "Wir bedauern, wenn Kunden mit unserer Leistung nicht zufrieden sind", sagte der Post-Sprecher. "Wir wollen in diesem Jahr insbesondere daran arbeiten, die immer stärker schwankende Sendungsmenge an Briefen und Paketen noch zuverlässiger zuzustellen sowie weiter gute und rechtskonforme Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten zu bieten."/wdw/DP/jha