ESSEN (dpa-AFX) - Der neue Chef von Thyssenkrupp , Miguel López, will mit einem neuen Programm die Profitabilität des Industriekonzerns ankurbeln. Wie das Maßnahmenpaket aussehen soll, ist dabei noch unklar. Zu einem möglichen weiteren Stellenabbau wollte sich der Nachfolger von Martina Merz am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Geschäftsquartal nicht äußern, schloss ihn jedoch nicht explizit aus. Details zu dem Programm sollen in den kommenden Wochen vorgestellt werden. Niedrigere Stahlpreise belastetsten unterdessen die Entwicklung im Quartal.

Die Aktie stieg am Vormittag um gut drei Prozent und gehörte damit zu den größeren Gewinnern im Mittelwertesegment MDax . Der Industriekonzern habe ein solides Jahresviertel mit einigen positiven Aspekten hinter sich, schrieb Analyst Christian Obst von der Baader Bank in einer ersten Einschätzung. Die Bilanz sei mit einer Nettoliquidität von 3,2 Milliarden Euro stark. JPMorgan-Analyst Moses Ola hob zudem die Entwicklung des freien Barmittelzuflusses hervor, der die Konsensschätzung übertroffen habe.

Thyssenkrupp habe sich im Quartal robust entwickelt, kommentierte der neue Konzernchef López die Zahlen. Auch die Transformation des Unternehmens komme deutlich voran. So hob er etwa den Börsengang der Wasserstofftochter Nucera hervor. Dieser habe einen Bruttoerlös von rund 526 Millionen Euro für Nucera erbracht, der in weiteres Wachstum gesteckt werden soll. Thyssenkrupp fließen durch die Ausübung der Mehrzuteilungsoption zusätzliche 52 Millionen Euro zu. Beide Beträge werden sich den Angaben zufolge im vierten Quartal positiv auf das Netto-Finanzguthaben des Konzerns auswirken.

Die Verbesserung der Performance des Unternehmens habe allerhöchste Priorität, so López. Derzeit werde ein neues, "ganzheitlich angelegtes Performance-Programm" erarbeitet, mit dem Ziel, die operative Leistungsfähigkeit der Geschäfte zu verbessern. Im Fokus stehe eine deutlichere Ausrichtung aller Bereiche am Wettbewerbsniveau. Zudem soll es strengere Rendite- und Wertschöpfungskriterien für Investitionsentscheidungen geben. Damit soll das Unternehmen auch befähigt werden, "wieder verlässliche Dividendenzahlungen leisten zu können", sagte López in einer Telefonkonferenz.

Mit Details hielt sich der Manager noch zurück. Ob es im Zuge dessen zu einem weiteren Stellenabbau oder gar betriebsbedingter Kündigen kommen werde, könne er derzeit nicht kommentieren, sagte López. Das Programm soll in den nächsten Wochen vorgestellt werden. Was die Zukunft des Stahlgeschäfts sowie von Marine Systems angeht, hält er die Verselbständigung beider Bereiche weiter für die beste Option.

Die niedrigeren Stahlpreise belasteten Thyssenkrupp unterdessen auch im dritten Geschäftsquartal. Steigende Ergebnisse bei Industriekomponenten, im Autozuliefergeschäft sowie bei Marine Systems konnten die Rückgänge in der Stahl- sowie der Handelssparte nicht ausgleichen, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. In den Monaten April bis Juni sank der Konzernumsatz um 12 Prozent auf rund 9,6 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuer (Ebit) lag mit 243 Millionen deutlich unter dem Vorjahreswert von 721 Millionen Euro.

Dagegen verbesserte sich der bei Analysten viel beachtete frei Mittelzufluss vor Fusionen und Übernahmen und lag bei 347 Millionen Euro. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Im Vorjahresquartal hatte Thyssenkrupp noch einen Mittelabfluss verzeichnet. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 83 Millionen Euro sieben Prozent mehr.

Die Prognose für das Geschäftsjahr 2022/23 bestätigte Thyssenkrupp. Lediglich beim bereinigten Ebit zeigte sich der Konzern etwas optimistischer und erwartet nun einen Wert im hohen dreistelligen Millionen Euro-Bereich und damit am oberen Ende der bisher ausgegeben Spanne, die als Untergrenze einen mittleren dreistelligen Betrag vorsah. Analysten haben dies in ihren Schätzungen bereits antizipiert und erwarten ein entsprechendes Ergebnis von im Schnitt 843 Millionen Euro. Im Vorjahr erreichte Thyssenkrupp dank höherer Stahlpreise noch ein operatives Ergebnis von 2,1 Milliarden Euro./nas/jcf/zb