VEVEY (dpa-AFX) - Der Lebensmittelgigant Nestle stellt sich auf geringe Umsatzsteigerungen in diesem Jahr ein. Wegen der inzwischen rückläufigen Inflation will Konzernchef Mark Schneider die Preise nicht mehr wie bisher anheben, was zulasten des Wachstumstempos gehen könnte. Im Gegenzug hofft er, im laufenden Jahr endlich wieder mehr Produkte verkaufen zu können. "Im Jahr 2024 legen wir das Augenmerk hauptsächlich auf Volumenwachstum und Produktmix, gepaart mit einer Stärkung unserer Marken", sagte der Nestle-Lenker laut Mitteilung vom Donnerstag im schweizerischen Vevey. Die Börse zeigte sich jedoch enttäuscht von den Zahlen und dem Ausblick, die Aktie verlor zuletzt 3,5 Prozent.

Die Schweizer hatten in den vergangenen Quartalen vor allem mit Preiserhöhungen auf gestiegene Materialkosten reagiert. Dies sei ein logischer Schritt gewesen, erklärte der Manager in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir befanden uns mitten in der stärksten Lebensmittelinflation seit 50 Jahren", sagte er. Inzwischen sei jedoch die Preisspitze erreicht. Die wieder verlangsamte Inflation dürfte sich in der ganzen Branche niederschlagen, glaubt Schneider, indem Preiserhöhungen teils abgeschwächt würden.

Um sein Absatzwachstum endlich wieder anzukurbeln, setzt Nestle 2024 wie schon im Vorjahr auf verstärkte Werbung, will aber auch mit neuen Produkten punkten.

Bei den Verkaufsmengen hatte der Konzern bereits zum Endspurt im Jahr 2023 die Trendwende geschafft. Im letzten Jahresviertel hat der Lebensmittelmulti wieder etwas mehr verkauft, nachdem die Menge zuvor fünf Quartale in Folge geschrumpft war. Das sogenannte interne Realwachstum (RIG), das sich aus der Verkaufsmenge und Mix-Effekten zusammensetzt, belief sich nach Konzernangaben im Schlussquartal auf plus 0,4 Prozent. Für das Gesamtjahr ergibt sich allerdings noch ein kleiner Rückgang.

Für das laufende Jahr schreibt Nestle-Chef Schneider dem Konzern nun ein organisches Umsatzwachstum von "um 4 Prozent" als Ziel auf die Fahne. Im vergangenen Jahr hatte das Umsatzplus aus eigener Kraft dank höherer Preise noch bei 7,2 Prozent gelegen. Jedoch fraß die starke Schweizer Währung diesen Zuwachs wieder auf, und der ausgewiesene Konzernumsatz sank um 1,5 Prozent auf 93,0 Milliarden Franken.

Laut Schneider griffen die Kunden zuletzt weniger im mittelpreisigen Segment zu, während stattdessen Billigware hoch im Kurs gestanden habe. Aber auch höher bepreiste Produkte seien verstärkt gefragt. Dabei konnte der Hersteller von Marken wie Maggi, St. Pellegrino und Kitkat über nahezu sämtliche Produktkategorien hinweg zulegen. Rückläufig entwickelte sich hingegen das Geschäft mit Tiefkühlprodukten. Diese waren bei vielen Herstellern in der Pandemie noch gefragt gewesen, werden aber nun wieder häufiger zugunsten frischer Waren links liegen gelassen. Zudem hatte Nestle in Kanada sein Geschäft mit Tiefkühlgerichten und -pizza eingestellt.

Seine Profitabilität konnte Nestle im vergangenen Jahr konzernweit leicht erhöhen. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) ging zwar um 0,3 Prozent auf 16,1 Milliarden Franken zurück, die entsprechende Marge stieg jedoch um 0,2 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent. Für 2024 wird ein hier ein "leichter" Anstieg erwartet.

Unter dem Strich verdiente der Konzern 2023 mit 11,2 Milliarden Franken knapp 21 Prozent mehr. Im Jahr 2022 hatten allerdings noch milliardenschwere Wertberichtigungen das Nettoergebnis belastet. Auch musste der Konzern diesmal eine geringere Steuerlast schultern und verbuchte höhere Erträge aus assoziierten Unternehmen.

Als Dividende will Nestle seinen Aktionären 3,00 Franken pro Aktie auszahlen nach 2,95 Franken im Jahr davor. Damit bleibt Nestle seiner Politik einer ständig steigenden Dividende treu: Es ist die 29. Dividendenerhöhung in Folge. Die mittelfristigen Ziele für 2025 bestätigt der Konzern./tav/AWP/ngu/stk