MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Beteiligungsgesellschaft Mutares hat den Vertrag mit seinem Vorstandschef mitten im Streit mit einem Aktien-Leerverkäufer vorzeitig verlängert. Der Vertrag mit Robin Laik, der gleichzeitig Gründer und Großaktionär des Unternehmens ist, laufe fünf weitere Jahre bis Ende 2029, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Zudem wies Mutares die Vorwürfe des Hedgefonds und Leerverkäufers Gotham City zur Bilanzierung des Unternehmens in einer ausführlichen Stellungnahme zurück. Für den Kurs der Mutares-Aktie ging es trotzdem weiter abwärts.

Am Vormittag verlor das Papier zeitweise rund sieben Prozent. Um die Mittagszeit lag es noch mit knapp drei Prozent im Minus bei 21,55 Euro und war damit größter Verlierer im Nebenwerte-Index SDax . Am Donnerstag hatte Mutares an der Börse zeitweise mehr als ein Fünftel verloren und seine jüngste Verlustserie stark ausgeweitet. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat das Unternehmen inzwischen fast 40 Prozent an Wert eingebüßt.

Vorstandschef Laik hat Mutares 2008 gegründet. Ihm und seiner Familie gehören mehr als 25 Prozent der Anteile. Sie sind damit größter Einzelaktionär der Gesellschaft. Laik teilte unterdessen mit, dass er seinen Aktienbesitz gemeinsam mit seiner Familie weiter ausbauen will.

Noch am Vormittag meldete Mutares, dass Laik Anteile im Umfang von rund 320.000 Euro erworben habe. Vorstandsmitglied Johannes Laumann und Aufsichtsratschef Volker Rofalski deckten sich in geringerem Umfang ein.

Mutares investiert in schwächelnde mittelständische Unternehmen, saniert sie und verkauft sie wieder. Dabei ist das Unternehmen besonders bei Zulieferern der Automobilbranche engagiert.

Leerverkäufer wie Gotham City wetten hingegen auf fallende Aktienkurse. Ein Kursrutsch wie bei der Mutares-Aktie kann ihnen also zugutekommen. Gotham City erhebt Vorwürfe gegen Mutares' Art der Bilanzierung.

Mutares nennt die Faktendarstellung von Gotham City hingegen irreführend. Zudem würden sie mit "Behauptungen, Vermutungen und Unterstellungen" versehen, um die Sachlage zu verzerren und zum Schaden der Mutares-Aktionäre eigene wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Auch habe Gotham nie versucht, Mutares zu kontaktieren, und dem Unternehmen vor Veröffentlichung keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

Am Freitag wies das Unternehmen die Vorwürfe "mit aller Entschiedenheit" zurück. Mutares' Geschäftsmodell erfordere Anfangsinvestitionen, die sich erfahrungsgemäß mit den ersten Transaktionen auszahlten. Die Wachstumsstrategie umfasse Investitionen in das bestehende Portofolio mit dem Ziel, das Sieben- bis Zehnfache des investierten Kapitals zurückzuerhalten.

Durch die jüngsten Ergebnisse sieht sich das Unternehmen in seiner Strategie bestätigt. So habe es mit dem Ausstieg aus Beteiligungen in den Jahren 2022 bis 2024 Nettoerlöse von mehr als 200 Millionen Euro erzielt.

Dabei zeigte sich das Unternehmen davon überzeugt, dass der Ausweis eines Net Asset Value (NAV) nicht aussagekräftig ist. So gebe es innerhalb der Portfoliounternehmen immer ständig Veränderungen. Dadurch sei eine vergleichbare Stichtagsbetrachtung nicht möglich. Daher habe Mutares die Veröffentlichung des NAV inzwischen eingestellt. Auch seien Geschäfte mit nahestehenden Personen im Einklang mit gesetzlichen Vorgaben erfolgt und veröffentlicht worden.

Mit Blick auf die Zahlungsmittel und -äquivalente räumt Mutares zwar einen Fehler ein, der sich in die grafische Darstellung des Zwischenabschlusses zum 30. Juni 2024 auf der Internetseite des Unternehmens eingeschlichen habe. Der vom Vorstand der persönlich haftenden Gesellschafterin unterzeichnete Fassung weise den Wert von 422,2 Millionen Euro für Zahlungsmittel und -äquivalente sowohl in Bilanz und Kapitalflussrechnung hingegen korrekt aus.

In Reaktion auf die Vorwürfe bestätigte der Vorstand zudem seine Dividendenstrategie und seine Geschäftsprognosen. So rechnet er für das laufende Geschäftsjahr weiterhin mit einem Anstieg des Umsatzes auf 5,7 bis 6,3 Milliarden Euro. Für das Jahr 2028 hat der Vorstand wie bisher einen Umsatzanstieg auf 10 Milliarden Euro im Auge. Der Jahresüberschuss der Mutares-Holding soll dann etwa 200 Millionen Euro betragen.

Der Mutares-Fall ist nicht das erste Mal, dass Gotham City Vorwürfe gegen ein Unternehmen erhebt. Im Januar hatten die Spekulanten für einen Kurseinbruch beim Pharmaunternehmen Grifols gesorgt. Bis heute hat sich die Aktie des spanischen Unternehmens davon nicht erholt. Die spanische Börsenaufsicht CNMV erklärte am Mittwoch, dass sie ein Verfahren sowohl gegen Gotham als auch den Pharmakonzern eingeleitet hat./stw/tih/nas/stk