PLANEGG/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Beim Wirkstoffforscher Morphosys naht die Veröffentlichung der Studienergebnisse zum wichtigen Hoffnungsträger Pelabresib. Die mit großer Spannung erwarteten Daten zum Krebsmedikament werden jetzt bis Ende November erwartet. Damit kommen die Resultate noch etwas früher als gedacht. An der Börse reagierten die Anleger am Donnerstag dennoch negativ. Die Unsicherheit an der Börse groß, und: die am Vorabend veröffentlichten Zahlen zum dritten Quartal boten Licht und Schatten.

Nach einem zunächst freundlichen Handelsstart mit einem Plus von mehr als einem halben Prozent gab die Aktie zuletzt rund sechs Prozent auf 24,71 Euro nach. Damit setzt sich der jüngste Kursabschwung fort, nachdem das Papier erst in der vergangenen Woche dicht an das im September erreichte, bisherige Jahreshoch von 32,49 Euro geklettert war.

Im aktuellen Börsenjahr lief es für Morphosys bisher bestens: Der Kurs hat fast 90 Prozent zugelegt, vermutlich, da inzwischen auch viele Investoren auf einen Durchbruch mit Pelabresib setzen. Vorausgegangen war allerdings ein langer Abschwung: Anfang 2020 hatte ein Anteilsschein noch 146 Euro gekostet - danach ging es nahezu ungebrochen bergab, bis das Papier Anfang 2023 das tiefste Niveau seit vielen 14 Jahren erreichte.

Die Zahlen des Wirkstoffforschers zum dritten Quartal seien wiederum kein großes Ereignis mehr gewesen, da Morphosys bereits vor einigen Wochen die Umsätze mit seinem wichtigsten Medikament Monjuvi veröffentlicht habe, schrieb Analystin Xian Deng von der Schweizer Bank UBS.

Die Bayern hatten im dritten Quartal einen kräftigen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Grund waren nach Unternehmensangaben stark gesunkene Lizenzeinnahmen gewesen. Dadurch häufte sich im Tagesgeschäft ein noch größerer Verlust an als im Vorjahr.

In den drei Berichtsmonaten Juli bis September sei der Erlös im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um rund ein Drittel auf 63,8 Millionen Euro zurückgegangen, vermeldete Morphosys am späten Mittwochabend in Planegg bei München. Im Vorjahr hatte das Unternehmen allerdings noch von einem Sondereffekt durch einen Lizenzvertrag mit dem US-Konzern Human Immunology Biosciences profitiert.

Das operative Ergebnis erreichte im abgelaufenen Quartal minus 51 Millionen Euro - ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen hier noch minus 29,3 Millionen Euro ausgewiesen. Morphosys steckt wegen hoher Forschungskosten bereits seit längerer Zeit in den roten Zahlen. Unter dem Strich sank der Fehlbetrag zuletzt aber leicht auf 119,6 Millionen Euro, vor allem weil geringere Aufwendungen im Finanzergebnis anfielen. Am Markt war mit noch schlechteren Resultaten bei Umsatz und Betriebsergebnis gerechnet worden, jedoch hatten die Analysten den Konzernverlust weitaus niedriger erwartet.

Der Vorstand um Konzernchef Jean-Paul Kress bestätigte ferner die Prognosen. Erst kürzlich hatte das Management wegen guter Geschäfte mit dem Blutkrebsmedikament Monjuvi das Umsatzziel für sein wichtigstes Produkt angehoben. Die Nettoprodukterlöse sollen demnach in diesem Jahr bei 85 bis 95 Millionen Dollar liegen.

Im Berichtszeitraum setzten die Bayern mit dem Mittel - wie bereits seit Ende Oktober bekannt - 23,4 Millionen Dollar um. Morphosys weist den Monjuvi-Produktumsatz in US-Dollar aus, da es nur die Vertriebsrechte für den dortigen Markt besitzt. Diese teilt sich der Konzern dort mit dem US-Konzern Incyte.

Mehr noch als die Zahlen interessiert die Investoren am Markt jedoch die anstehende Auswertung der Studiendaten zu Pelabresib. Morphosys hatte mit der kostspieligen Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals im Jahr 2021 für rund 1,7 Milliarden Dollar alles auf diesen Wirkstoff gesetzt. Das Team um Unternehmenslenker Jean-Paul Kress hofft, trotz zunehmender Konkurrenz Pelabresib als Erstlinienbehandlung von Patienten mit Myeolofibrose etablieren zu können. Dabei handelt es sich um einen seltenen Blutkrebs, dessen Ursprung im Knochenmark liegt.

Der Hoffnung auf einen Durchbruch mit Pelabresib hatte Morphosys in den vergangenen beiden Jahren alles untergeordnet. Wegen der hohen Kosten wurden einige andere Forschungsprojekte abgebrochen, auch Stellen wurden gestrichen. Mit dem Rückenwind einer Zulassung soll das Unternehmen künftig wieder Gewinne schreiben.

Die US-Arzneimittelaufsicht FDA hatte dem Medikament bereits den "Fast-Track-Status" verliehen, womit es Aussicht auf ein beschleunigtes Zulassungsverfahren hat. Diesen Status vergibt die Behörde bei schweren oder lebensbedrohlichen Erkrankungen, in denen ein dringender Bedarf an neuen Therapien besteht./tav/mne/he/mis