PLANEGG (dpa-AFX) - Morphosys kommt mit der Forschung an seinem Hoffnungsträger Pelabresib schneller voran als angenommen. Die wichtigsten Ergebnisse der zulassungsrelevanten Phase-3-Studie zu seinem Medikament gegen den seltenen Knochenmarkkrebs Myelofibrose dürften nach Einschätzung des Biotechnologieunternehmens Ende des Jahres verfügbar sein. Ursprünglich waren Daten für Anfang 2024 angekündigt, doch Morphosys hat die Aufnahme von mehr als 400 Patientinnen und Patienten in die Testreihe wegen großen Interesses nach eigenen Angaben vorzeitig abgeschlossen. An der Börse reagierten die Anleger am Mittwoch erfreut auf die Nachrichten.

Die Aktie gehörte am Vormittag zu den Favoriten im Nebenwerteindex SDax und kletterte zuletzt um gut fünf Prozent. Nach dem von hohen Kursverlusten dominierten vergangenen Jahr ist die Bilanz für 2023 bisher positiv: Seit dem Jahreswechsel hat der Kurs um gut 16 Prozent aufgeholt, allerdings waren es Anfang Februar auch mal fast 50 Prozent.

Morphosys hatte sich Pelabresib mit der kostspieligen Übernahme des US-Unternehmens Constellation Pharmaceuticals im Jahr 2021 unter das eigene Dach geholt. In der aktuellen Studie (Manifest-2) wird das Mittel in Kombination mit dem Wirkstoff Ruxolitinib als Erstlinienbehandlung von Myelofibrose getestet. Forschungschef Tim Demuth sprach in der Mitteilung vom Dienstagabend von einem "Meilenstein". Bislang gebe es für die seltene Erkrankung nur wenig Behandlungsmöglichkeiten.

Für die Bayern ist ein Erfolg immens wichtig, denn wegen der hohen Forschungskosten schreibt Morphosys derzeit Verluste. Der Vorstand zeigt sich bisher zuversichtlich, trotz der Forschung anderer Pharmaunternehmen an möglichen Konkurrenzprodukten. Dabei traut Morphosys Pelabresib in der Spitze einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar zu.

Analyst James Gordon von der US-Investmentbank JPMorgan sieht den Spitzenumsatz sogar bei 1,7 Milliarden Dollar jährlich. Die Wahrscheinlichkeit hierfür setzt er im aktuellen Stadium auf 50 Prozent an. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass Gordon die Studie weiterhin für eine hochriskante Sache hält. Denn die Kombinationstherapie müsse sich der gängigen Standardtherapie als überlegen erweisen, schrieb er.

Dass die Ergebnisse nun aber früher kommen dürften, ist laut dem Experten leicht positiv für die Aktie - auch wenn die Aufmerksamkeit am Markt vorerst weiterhin auf den Trends für Morphosys' Blutkrebsmedikament Monjuvi und die Wachstumsdynamik bei dessen Konkurrenzprodukten liegen sollte. Gordon stuft die Morphosys-Aktie immer noch negativ mit "Underweight" ein.

Bereits seit mehr als zwei Jahren hat Morphosys Monjuvi am Markt. Die Nachfrage entwickelte sich aber wegen zunehmender Konkurrenz bisher nicht wie erhofft. Im vergangenen Oktober musste der Vorstand seine 2022er-Prognosen für das Mittel ein weiteres Mal kappen, nachdem er bereits im Sommer zurückrudern musste.

In diesem Jahr erwartet der Konzern für Monjuvi nur im besten Fall ein kleines Umsatzplus. Die Zahl der Verschreibungen für das Medikament im bisherigen Jahresverlauf liege im Rahmen der Erwartungen, hieß es vom Unternehmen auf Nachfrage dazu./tav/lew/mis