PLANEGG - (dpa-AFX) - Das Biotechunternehmen Morphosys hat im vergangenen Quartal trotz eines Umsatzrückgangs seine Verluste überraschend stark reduziert. Gesunkene Kosten für Vertrieb, Forschung und Entwicklung entlasteten. Der Vorstand bekräftigte die Jahresprognose und berichtete derweil von einem wachsenden Interesse an seinem wichtigsten Hoffnungsträger Pelabresib. Das Krebsmedikament durchläuft derzeit noch Tests. Die Aktie reagierte am Donnerstagmorgen mit einem kleinen Minus auf den Quartalsbericht.

Unternehmenslenker Jean-Paul Kress sprach in der Mitteilung vom späten Vorabend von "zunehmender Begeisterung" bei Ärzten und Patienten hinsichtlich Pelabresib. Daten einer zulassungsrelevanten Studie werden bis Jahresende erwartet. Das Mittel wird aktuell bei Myelofibrose getestet. Dabei handelt es sich laut dem Unternehmen um eine schwer zu behandelnde Form von Blutkrebs, die unter anderem zu einer Knochenmarkfibrose führt. Auch Analysten hatten sich zuletzt zunehmend positiv zu den Aussichten für das Medikament geäußert, das als potenzielle Erstlinienbehandlung bei Myelofibrose für Morphosys zu einem wichtigen Umsatztreiber werden könnte.

Angesichts dieser Perspektiven hat sich der Kurs der Morphosys-Aktie seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Damit sind die Bayern im bisherigen Jahresverlauf die größten Gewinner im Nebenwerteindex SDax - 2022 hatte der Kurs allerdings rund 60 Prozent nachgegeben und war damit einer der schwächsten Werte im Index. Auf die Zahlen zum zweiten Quartal und die Prognose reagierte das Papier mit einem leichten Minus von zuletzt knapp ein Prozent.

Analyst James Gordon von der US-Bank JPMorgan kommentierte in einer ersten Reaktion, der US-Absatz des Kassenschlagers Monjuvi sei weitgehend wie erwartet ausgefallen. Da auch der Ausblick bestätigt worden sei, dürften sich die Konsensschätzungen nur minimal verändern, glaubt der Experte.

Morphosys braucht weitere Umsatzquellen, denn die Erlöse mit dem bisher einzigen und von Morphosys nur in den USA vertriebenen Blutkrebsmedikament Monjuvi reichen nicht aus, um den Konzern aus den roten Zahlen zu bringen. Im zweiten Quartal spülte das Mittel 23,6 Millionen US-Dollar in die Kasse, das waren wie schon im Vorjahr umgerechnet 21,7 Millionen Euro.

Der gesamte Erlös des Unternehmens ging allerdings in den drei Monaten bis Juni um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 53,2 Millionen Euro zurück. Hier gaben stark gesunkene Verkäufe von Morphosys an seinen Partner Incyte den Ausschlag. Dieser vermarktet Monjuvi als Minjuvi außerhalb der Vereinigten Staaten und bestellt bei den Bayern laut einem Sprecher meist in größeren Mengen, die er dann abbaut - sodass die Einnahmen von Morphosys in diesem Bereich von Quartal zu Quartal stark schwanken.

Größeres Umsatzpotenzial für Monjuvi sieht der Vorstand unterdessen im Fall weiterer Zulassungen, vor allem als Erstlinientherapie beim sogenannten diffusem, großzelligen B-Zelllymphom. Daher treibt Morphosys die Forschung hier voran, die Patientenaufnahme für zwei fortgeschrittene Phase-3-Studie sei inzwischen vollständig abgeschlossen, hieß es. Zudem konzentriert sich Morphosys voll auf die teure Arbeit an Pelabresib.

Im Gegenzug strich der Konzern bereits in diesem Jahr 70 Stellen am Stammsitz, um Kosten zu sparen. Im zweiten Vierteljahresabschnitt schlugen die damit verbundenen Abfindungen allerdings noch zu Buche und Morphosys musste höhere Verwaltungsausgaben schultern, wie der Sprecher erläuterte. Der operative Verlust schrumpfte dennoch um acht Prozent auf minus 50,5 Millionen Euro. Analysten hatten einen deutlich höheren Betriebsverlust erwartet.

Positiv wirkten sich auf das Betriebsergebnis geringere Aufwendungen für externe Dienstleistungen in der Forschung und Entwicklung aus. Auch im Vertrieb sanken die Ausgaben, weil Morphosys bei der Vermarktung seiner Produkte regelmäßig mit Blick auf die Kosten nachsteuert und fokussierter vorgeht.

Unter dem Strich sank der Fehlbetrag um fast 70 Prozent auf minus 74 Millionen Euro. Dabei profitierte Morphosys wie schon zum Jahresstart vorrangig von einem Bewertungseffekt, der aus der Neueinschätzung von Verbindlichkeiten innerhalb von Kooperationen resultiert. Zudem hatten im Vorjahresquartal die Wechselkurse deutlich belastet./tav/jha/he/jcf/zb