BERLIN (dpa-AFX) - Das Spezialpharma-Unternehmen und -Großhändler Medios will mit einer breiteren Aufstellung das Wachstum und die Profitabilität in den kommenden Jahren vorantreiben. Die Arzneimittelherstellung soll ins europäische Ausland expandieren, wie das Unternehmen am Donnerstag auf seinem Kapitalmarkttag in Berlin mitteilte. Außerdem will Medios in die Herstellung personalisierter Medizin einsteigen. Damit reagiert der Konzern auf die zuletzt getroffenen regulatorischen Änderungen, die die Marge belasten. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an.

Nach den Vorstellungen des Managements wird sich die angestrebte Expansion und Diversifikation auch in den Zahlen niederschlagen: Der Umsatz soll mittelfristig auf mehr als 2 Milliarden Euro steigen und die bereinigte operative Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im mittleren einstelligen Bereich liegen. 2021 hatte das Unternehmen einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro sowie eine operative Marge von 2,8 Prozent erzielt.

Die im SDax -notierte Aktie legte am Vormittag gut 3 Prozent zu und setzte damit ihre Erholung fort. Vor allem in den vergangenen Tagen hatten die Investoren wieder Hoffnung geschöpft, nachdem Medios einen Zukauf verkündet hatte. Zuvor hatte die Vorlage der Quartalszahlen vor zwei Wochen für ein jähes Ende des damaligen Erholungsversuchs gesorgt, der vom Mitte Oktober erreichten Jahrestief ausging. Trotz des jüngsten Aufwinds hat sich der Börsenwert seit Jahresanfang halbiert.

Der von Medios anvisierte Markt personalisierter Medizin umfasst beispielsweise RNA-, Gen- und Zelltherapien. Sein Volumen wird dieses Jahr auf 13 Milliarden Euro geschätzt. Bis zum Jahr 2025 soll sich es sich mehr als verdoppeln.

Bei der geplanten Expansion will Medios im europäischen Ausland Labore zukaufen, um auch dort individuelle Therapien herzustellen. Als potenzielle Märkte definiert das Management das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Belgien und die Schweiz. Hier winken laut Medios attraktive Margen und auch das regulatorische Umfeld spielt wohl in die Karten.

Auch der Zukauf weiterer Labore in Deutschland wird nicht ausgeschlossen, sowie der Ausbau der bestehenden Standorte angestrebt. Im Heimatmarkt standen Medios' Margen allerdings zuletzt wegen der Regulatorik unter Druck.

Vor allem das ertragreiche Geschäft der patientenspezifischen Medizin habe gelitten, wie Jefferies-Analyst Alexander Thiel in einer Studie vor dem Investorentag schrieb. Hintergrund sei die seit September für bestimmte Zytostatika regulatorisch durchgesetzte Preissenkung. Zytostatika hemmen das Zellwachstum oder die Zellteilung und werden unter anderem im Kampf gegen Krebs eingesetzt.

Die am Dienstag von Medios verkündete Übernahme des Blisterzentrums Baden-Württemberg wertete Thiel deshalb als Reaktion auf die Entscheidung des Regulators, um die Auswirkungen abzumildern./lew/mis/men