PARIS (dpa-AFX) - Von Konsumflaute keine Spur: Das EuroStoxx-50-Schwergewicht LVMH hat 2022 ein Rekordjahr hingelegt. Sowohl Umsatz als auch die Gewinnkennziffern legten dabei zweistellig zu. Vor allem die Nachfrage in Europa, in den USA sowie Japan habe deutlich zugenommen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Paris mit. Zugute kommt LVMH dabei auch das sich wieder normalisierende Reisegeschäft. Unter den vielen Marken des Konzerns stach vor allem Louis Vuitton hervor.

Im nachbörslichen Handel notierte die LVMH-Aktie jedoch etwa ein halbes Prozent niedriger, da sich Analysten beim Ergebnis etwas mehr erwartet hatten. Dabei war das Papier kurz vor der Veröffentlichung der Zahlen zum Jahr 2022 noch mit einem Plus von knapp 1,2 Prozent auf 801,60 Euro aus dem Handel gegangen. Damit näherte sie sich ihrem Rekordwert von fast 806 Euro pro Schein vergangene Woche.

Der Erlös stieg den Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahr um fast ein Viertel auf rund 79,2 Milliarden Euro. Analysten hatten hier mit weniger gerechnet. Vor allem das wichtigste Segment rund um Mode- und Lederwaren legte zu: Aus eigener Kraft erlöste LVMH mit Marken wie Louis Vuitton, Marc Jacobs und Rimowa ein Fünftel. Auch alle anderen Unternehmensteile notierten ein zweistelliges Umsatzplus.

Bei der Zahlenvorlage zeigte sich, welche Anziehungskraft vor allem die Marke Louis Vuitton auf die Kunden hat. Mit mehr als 20 Milliarden Euro - nach Unternehmensangaben das erste Mal - macht sie ein Viertel des Konzernerlöses aus. Schaut man sich das Mode- und Lederwarensegment an, entfällt mehr als die Hälfte des Umsatzes hier auf Louis Vuitton. Die restlichen rund 18 Milliarden Euro steuern dabei die vielen anderen Marken wie Loewe, Fendi, Christian Dior, Kenzo und Givenchy bei.

Prozentual noch etwas besser entwickelte sich das Einzelhandelssegment (Selective Retailing), in dem LVMH unter anderem seine Parfümeriekette Sephora und den Duty-Free-Shops der DFS Gruppe zusammenfasst. Letztere konzentrieren sich auf den asiatischen und pazifischen Raum. Nachdem sich der internationale Flugverkehr wieder normalisiert hat, reisen wieder mehr Menschen und gehen dabei kurz vor dem Abflug noch auf Einkaufstour.

Dabei entwickelte sich der operative Gewinn der Sparte überraschend stark: Mit 788 Millionen Euro sprang das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um fast 50 Prozent in die Höhe. Noch besser wäre es nach Überzeugung des Konzerns ohne die strikten Corona-Maßnahmen in China gelaufen: Vor allem bei den Flagship-Stores in Hongkong und Macau habe sich der fehlende Tourismus bemerkbar gemacht.

Der operative Gewinn von LVMH insgesamt kletterte 2022 um knapp ein Viertel auf rund 21 Milliarden Euro. Allerdings musste das Unternehmen höhere Marketing- und Vertriebskosten schultern. Als einziges Segment erlitt zudem das Parfümgeschäft einen Gewinnrückgang. Das lag nach Konzernangaben aber vor allem daran, dass LVMH seine Duftkreationen nur noch in ausgewählten Shops verkaufen möchte.

Diese Strategie hatte das Unternehmen bereits nach der Übernahme der Kölner Reisegepäckherstellers Rimowa genutzt: Waren die markanten Aluminiumkoffer zuvor auch in Einkaufszentren und normalen Reisegepäckshops zu erwerben, können sie mittlerweile nur noch in wenigen Boutiquen oder online beim Hersteller selbst gekauft werden.

Unter dem Strich verdiente LVMH etwa fast 14,1 Milliarden Euro und damit 17 Prozent mehr als noch 2021. Sowohl beim operativen Gewinn als auch dem Nettoergebnis hatten sich Analysten jedoch etwas mehr erhofft. LVMH schlägt eine Dividende von 12 Euro pro Schein vor. Neben der bereits bezahlten Zwischendividende in Höhe von 5 Euro je Aktie soll der Rest Ende April ausgezahlt werden.

LVMH bringt es an der Börse derzeit auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 400 Milliarden Euro und ist damit der mit Abstand wertvollster Konzern der Eurozone. Dahinter folgt der Chipausrüster ASML mit knapp 250 Milliarden Euro.

Die Unternehmensentwicklung sorgte dafür, dass LVMH-Mitbegründer und Konzernchef Bernard Arnault mittlerweile der reichste Mensch der Welt ist. Mit einem Vermögen von fast 190 Milliarden US-Dollar hat er den Tech-Milliardär Elon Musk deutlich hinter sich gelassen (rund 145 Mrd Dollar). Auf Platz drei steht Amazon -Gründer Jeff Bezos mit rund 120 Milliarden Dollar./ngu/nas