DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die jüngsten Wohnungszukäufe und steigende Mieteinnahmen haben dem Immobilienkonzern LEG auch im dritten Quartal 2022 Auftrieb gegeben. "Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Ziele in den ersten neun Monaten 2022 trotz der volatilen Wirtschaftslage erreicht haben", sagte Unternehmenschef Lars von Lackum am Donnerstag bei Vorlage der Neunmonatszahlen. Allerdings gingen die Ukraine- und Energiekrise, der Zinsanstieg und die gestiegenen Baukosten auch an LEG nicht spurlos vorbei. Deshalb passe das Unternehmen seine Geschäftsstrategie an und reagiere mit einer hohen Kostendisziplin. Die Aktie verlor im frühen Handel um mehr als sieben Prozent an Wert.

"Wir wollen nur das ausgeben, was wir selbst einnehmen", erklärte der Manager. Deshalb sollen 2023 die Investitionen pro Quadratmeter nominal etwa auf das Niveau von 2019 zurückgeführt werden. Zudem werde das Unternehmen nicht weiter zukaufen und das Geschäft mit der Projektentwicklung einstellen, um die Liquidität weiter zu stärken.

Im dritten Quartal stieg der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft (FFO 1) im Jahresvergleich um 14,6 Prozent auf 132,9 Millionen Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen in Düsseldorf weiter mitteilte. Die Miete kletterte bis Ende September auf vergleichbarer Fläche auf durchschnittlich 6,32 Euro pro Quadratmeter, nach 6,12 Euro ein Jahr zuvor. Vor allem in den Großstädten steigen die Mieten schon seit Jahren, inzwischen holen aber auch zahlreiche mittelgroße Städte kräftig auf. Der Überschuss betrug im dritten Quartal 127,3 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es 77,1 Millionen Euro gewesen.

Im vergangenen Jahr hatte LEG knapp 22 000 Wohneinheiten erworben, davon stammt ein großer Teil von dem in schwieriges Fahrwasser geratenen Wettbewerber Adler Group .

Bereits am Mittwochabend hatte der Vorstand um Konzernchef Lars von Lackum das Gewinnziel für das laufende Jahr präzisiert. Erwartet wird nun ein operatives Ergebnis von 475 Millionen bis 485 Millionen Euro. Zuvor hatte das Unternehmen hier bis zu 490 Millionen Euro im Visier.

Zudem kündigte LEG an, sich aufgrund der durch Inflation und Zinsanstieg geprägten aktuellen Marktsituation künftig auf höchstmögliche Kapitaleffizienz zu konzentrieren. Daher werde man sich nicht mehr an der branchenüblichen Kennziffer FFO I orientieren, sondern stattdessen an dem um Investitionen bereinigten FFO 1, dem AFFO. Hier erwartet LEG für das laufende Jahr 70 bis 80 Millionen Euro und für das kommende Jahr 110 bis 125 Millionen Euro. Dies sorgte am Markt zunächst für Irritation.

Die Ausrichtung der Geschäftsstrategie auf höchstmögliche Kapitaleffizienz werde 2023 voraussichtlich zu einer Entwicklung des FFO 1 unterhalb der aktuellen Markterwartung führen, hieß es weiter. LEG rechnet hier im kommenden Jahr mit 425 bis 440 Millionen Euro. Im laufenden Jahr werden 475 bis 485 Millionen Euro angepeilt. Der prognostizierte Rückgang im kommenden Jahr hängt vor allem mit den deutlich niedriger angesetzten Investitionen zusammen. Im laufenden Jahr will LEG etwa in Modernisierung rund 42 Euro je Quadratmeter investieren, 2023 stehen 35 Euro je Quadratmeter im Plan.

Des Weiteren wird die Dividende für das Jahr 2023 ebenfalls an der neuen Kennzahlensystematik ausgerichtet. Dabei ist geplant, die Ausschüttung an zwei Komponenten zu messen: Abhängig von der Marktentwicklung sollen zum einen 100 Prozent des AFFO und zum anderen ein Anteil der aus Immobilienveräußerungen in dem Berichtsjahr generierten Nettoerlöse ausgeschüttet werden.

LEG will bis zu 5000 Wohnungen verkaufen. Dazu gehörten auch rund 1300 Einheiten aus dem 2021 angekauften Adler-Portfolio. Bislang habe LEG aber wegen der abwartenden Haltung eines Großteils der Investoren erst rund 470 Wohnungen veräußert.

Der Dividendenvorschlag für das Jahr 2022 werde sich wie bisher am FFO 1 orientieren, hieß es. Die Ausschüttungsquote von 70 Prozent stehe aber unter dem Vorbehalt der weiteren Marktentwicklung./mne/tav/stk