LUXEMBURG (dpa-AFX) - Deutschen Fischern in der Ostsee dürfte ein weiteres Schonjahr bevorstehen. Wenn sich am Montag die für Fischerei zuständigen Ministerinnen und Minister der EU treffen, wird voraussichtlich auch eine Entscheidung über für deutsche Fischer besonders wichtige Dorsch- und Heringsbestände getroffen. Eine Erlaubnis wieder deutlich mehr zu fangen wird nicht erwartet.

Seit diesem Jahr darf in der westlichen Ostsee Dorsch gar nicht mehr gezielt gefangen werden und Hering nur noch mit Kuttern unter zwölf Metern Länge und sogenanntem "passivem Fanggerät", also etwa Stellnetzen. Darauf hatten sich die Ministerinnen und Minister vergangenes Jahr geeinigt.

Im Jahr 2021 durften EU-weit noch 1600 Tonnen westlichen Herings und 4000 Tonnen westlichen Dorschs in der Ostsee gefangen werden. Hintergrund der neuen Regeln waren besorgniserregende Entwicklungen vieler Fischbestände. Dazu hat laut Naturschützern aber nicht nur die Fischerei selbst beigetragen - auch Krisen wie der Klimawandel hätten negative Auswirkungen.

Umweltschützer kritisierten bereits zuvor immer wieder zu hohe Fangmengen und warnten vor Überfischung und erheblichen Schäden für das Ökosystem. Die EU-Verhandlungen über die Fangmengen sind traditionell schwierig, sie ziehen sich oft über Stunden bis in die Nacht, manchmal auch in den nächsten Tag. Aus EU-Kreisen hieß es Ende der Woche jedoch, dass bereits viel Arbeit auf niedrigeren Ebenen geleistet worden sei. "Ich hoffe, dass dies uns helfen wird, eine vernünftige politische Einigung zu finden", sagte ein hochrangiger EU-Diplomat vor dem Treffen.

Die EU-Staaten legen jedes Jahr die zulässigen Gesamtfangmengen für bestimmte Gewässer fest. Auf dieser Basis entfallen auf die einzelnen Länder durch festgeschriebene Verteilungsschlüssel die jeweiligen nationalen Fangmengen. Grundlage der Verhandlungen ist eine Vorlage der EU-Kommission, die in erster Linie auf wissenschaftlichen Empfehlungen beruht.

Neben den Fangmengen für die Ostsee wollen die Ministerinnen und Minister auch über die Agrar-Lage in der Ukraine sprechen. Es wird erwartet, dass dabei auch der starke Anstieg von Treibstoff und die Verfügbarkeit von Düngemitteln im Fokus stehen werden. In vielen Teilen der Welt werden Lebensmittel knapper.

Darunter leiden insbesondere ärmere Länder etwa in Afrika und Asien. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine war etwa der Preis für Weizen zeitweise enorm in die Höhe geschossen, da die Ukraine - ein wichtiges Erzeugerland von Getreide - seine Waren lange nicht mehr vernünftig exportieren konnte./mjm/DP/zb