KÖLN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern Lanxess will das operative Ergebnis im laufenden Jahr trotz konjunktureller Belastungen in etwa stabil halten. Analysten rechnen aktuell im Mittel mit einem leichten Rückgang. Rückenwind soll dabei auch die Mitte 2022 abgeschlossene Übernahme des Microbial-Control-Geschäfts vom US-Duftstoff- und Aromenhersteller IFF liefen, das in der Sparte Consumer Protection rund um Materialschutz- und Konservierungsmittel aufgegangen ist. Gegenwind kommt laut Lanxess zumindest in den ersten Monaten des Jahres durch einen andauernden Abbau von Lagerbeständen bei den Kunden sowie die Folgen hoher Energiepreise.

2023 werde nicht leichter, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert laut Mitteilung vom Mittwoch in Köln im Zuge der Vorlage der Geschäftszahlen für das vergangene Jahr. "Die gedämpfte Nachfrage, die wir bereits im letzten Quartal 2022 deutlich gespürt haben, hält bisher auch im neuen Jahr an."

Dennoch soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) das Niveau von 930 Millionen Euro in etwa halten, was 2022 einem Plus von gut 14 Prozent im Vergleich zu 2021 entsprach. Für das erste Quartal stellt Lanxess dabei 180 bis 220 Millionen Euro in Aussicht, rechnet also mit einer anziehenden Entwicklung im weiteren Jahresverlauf.

Der Ausblick untermauere die robuste Aufstellung von Lanxess, schrieb Analyst Konstantin Wiechert von der Baader Bank in einer ersten Reaktion. Die Aktien gaben am Morgen auf der Handelsplattform Tradegate zunächst dennoch etwas nach.

Aufwärts gehen sollte es dabei 2023 für die Sparte Consumer Protection, die neben Übernahmen auch von einer guten Entwicklung des Geschäfts mit Agrochemikalien profitiere, wie es weiter von Lanxess hieß. Das Geschäft mit Spezialzusätzen etwa für Reifenkautschuk, Kunststoffe und Schmierstoffe (Specialty Additives) dürfte indes unter der Schwäche der Bauindustrie leiden und einen deutlichen Ergebnisrückgang verzeichnen. Der Bereich rund um Basis- und Feinchemikalien für die Industrie (Sparte Advanced Intermediates) dürfte ebenfalls die triste Baukonjunktur spüren und bestenfalls ein Ergebnis auf Vorjahresniveau erzielen.

Mit Blick auf 2022 steigerte Lanxess derweil den Umsatz auch dank Übernahmen wie die des IFF-Geschäfts sowie den bereits Mitte 2021 angeschlossenen Kauf des US-Spezialchemieunternehmens Emerald Kalama Chemical um rund ein Drittel auf 8,1 Milliarden Euro. Zudem sei es gelungen, die deutlich gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe in vollem Umfang auf die Kunden umzulegen. Unter dem Strich blieb im vergangenen Jahr mit 250 Millionen Euro etwas weniger hängen als 2021. Die Dividende soll mit 1,05 Euro je Aktie stabil bleiben.

2021 hatte der Konzern beim Überschuss noch vom Verkauf des Geschäfts mit organischen Lederchemikalien profitiert. Zudem fiel 2022 der Anteil der nicht fortgeführten Geschäfte. Hier wird das Geschäft mit Hochleistungskunststoffen für die Auto- und Elektroindustrie ausgewiesen.

Der entsprechende Bereich wird in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Beteiligungsgesellschaft Advent eingebracht, das im gleichen Zuge in einem Milliardendeal das Kunststoffgeschäft Engineering Materials des niederländischen Konzerns Royal DSM übernimmt. Mit dem Schritt will Lanxess die Abhängigkeit von Konjunkturschwankungen senken, da das Geschäftsvolumen mit der Autoindustrie reduziert wird.

An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen soll Advent - wie ebenfalls schon länger bekannt - mindestens 60 Prozent halten. Lanxess erhält im Gegenzug eine erste Zahlung von rund 1,1 Milliarden Euro sowie einen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen. Der soll laut einer Präsentation vom Mittwoch mit rund 1,4 Milliarden Euro bilanziert werden. Der Vollzug wird nun früh im April erwartet. Laut den ursprünglichen Planungen kann Lanxess den Anteil frühestens nach drei Jahren an Advent weiterreichen - und das in Relation zum Gewinn zur gleichen Bewertung wie beim aktuellen Deal.

Die 1,1 Milliarden Euro, die Lanxess im ersten Schritt zufließen, sollen laut einer Unternehmenspräsentation vom Mittwoch in den Schuldenabbau gesteckt werden. Ein Aktienrückkauf werde - auch unter Bezugnahme auf Gespräche mit Investoren - nicht erwogen./mis/ngu/tih