MOSKAU (dpa-AFX) - Russland hat die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz gewarnt, an einer Inspektionsreise in das teilweise von ukrainischen Truppen kontrollierte westrussische Kursk teilzunehmen. "Wir rechnen damit, dass solche provokative Äußerungen von den Angesprochenen nicht berücksichtigt werden", kommentierte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow eine Einladung des ukrainischen Außenministeriums an die Organisationen.

Zuvor hatte das Außenministerium in Kiew erklärt, die ukrainischen Truppen hielten sich an die Menschenrechte und täten alles, um vor allem die Zivilbevölkerung vor den Auswirkungen der Kriegshandlungen im Gebiet Kursk zu schützen. Bei der Versorgung dieser Menschen mit humanitärer Hilfe bitte die Ukraine die UN um Hilfe. Auch das Internationale Rote Kreuz solle sich dieser Mission anschließen, bat das Ministerium in dem auf der Webseite der Behörde veröffentlichten Brief.

IKRK-Chefin in Moskau

Die russische Regierung hatte die Möglichkeit, ihren Protest beim IKRK gleich an höchster Stelle zu deponieren: IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric traf gerade zu einem vorher geplanten Besuch in Moskau ein.

Sie wolle mit Regierungsvertretern vertraulich über die humanitären Folgen des "internationalen bewaffneten Konflikts Russland-Ukraine" sprechen, wie das IKRK sich ausdrückte. Die Organisation ist strikt neutral und enthält sich jeder Beurteilung von Konflikten. Ihre Aufgabe ist es, Zivilisten und Gefangene in bewaffneten Konflikten zu unterstützen. Es gehe unter anderem um die Respektierung des internationalen Völkerrechts, um Kriegsgefangene und die Aufklärung der Schicksale von Vermissten.

Ukraine hält seit August Gebiet in Kursk unter Kontrolle

Die Ukraine verteidigt sich seit zweieinhalb Jahren gegen einen von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg. Russische Truppen halten in der Auseinandersetzung einschließlich der bereits 2014 annektierten Krim etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Im August starte Kiew eine überraschende Gegenoffensive in das Gebiet Kursk und trug damit erstmals den Krieg auf russischen Boden.

Der Kreml bezeichnet diesen Vorstoß als Provokation und terroristischen Akt. Solange ukrainische Truppen auf russischem Boden ständen, könne es keine Verhandlungen zu einem Frieden geben, heißt es aus Moskau.

In der vergangenen Woche haben russische Truppen erstmals einen Vorstoß gestartet, um die ukrainischen Streitkräfte wieder aus Kursk zu vertreiben. Allerdings sind an den Kämpfen von russischer Seite aus nur begrenzte Truppenteile beteiligt, weil Moskau das Gros seiner Kräfte weiter zur Eroberung ukrainischer Gebiete - vor allem im Donbass - einsetzt./bal/DP/jha