LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Im Übernahmepoker um den Kunststoffkonzern Covestro will der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) laut Insidern möglicherweise noch tiefer in die Tasche greifen. Das arabische Unternehmen habe dem Dax-Konzern aus Leverkusen mündlich eine Erhöhung der Offerte von 57 auf 60 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Dies entspricht einem Gesamtpreis von rund 11,6 Milliarden Euro. An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen.

Die Covestro-Aktie legte zeitweise auf bis zu 50,64 Euro zu und lag zuletzt noch mit 4,5 Prozent im Plus bei 48,65 Euro. Damit blieb der Kurs deutlich unter den durchgesickerten Offerten von Adnoc und verfehlte auch knapp das Zwischenhoch von Mitte Juli. Da hatte Bloomberg berichtet, dass Adnoc das informelle Übernahmeangebot von 55 auf 57 Euro je Anteilsschein erhöht habe. Der Aktienkurs war daraufhin bis auf 50,72 Euro gestiegen.

Auch jetzt ist nicht sicher, was Adnoc unternimmt. Den Insidern zufolge stellte das Unternehmen gegenüber Covestro ein schriftliches Angebot über 60 Euro je Aktie in Aussicht für den Fall, dass dadurch Verhandlungen in Gang kämen. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Vertreter von Adnoc und Covestro wollten die Informationen nicht kommentieren. Den Insidern zufolge prüfen Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro derzeit ihre Möglichkeiten und könnten noch in dieser Woche reagieren.

Adnoc baut seit einiger Zeit sein Engagement rund um das Chemiegeschäft aus. Der Konzern fördert fast das gesamte Öl für die Vereinigten Arabischen Emirate. Er hat Investitionspläne in Höhe von 150 Milliarden US-Dollar, um sein Geschäft in den Bereichen Erdgas, Chemikalien und saubere Energie weltweit zu erweitern.

Denn die Ölproduzenten am Persischen Golf wollen ihr bisher auf den Verkauf von Rohöl, Benzin und Diesel konzentriertes Geschäft auf eine breitere Basis stellen. Außerdem versucht Adnoc so, seine Position in der Konkurrenz mit dem Ölkonzern Saudi Aramco zu verbessern.

Im vergangenen Jahr hatte Adnoc bereits Anteile am österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV erworben. Mit ihm sprechen die Araber derzeit über eine mögliche Fusion der Petrochemieunternehmen Borouge und Borealis, an denen sie beteiligt sind./stw/jcf/jha/