MÜNCHEN (dpa-AFX) - In der Krise des Energietechnikkonzerns Siemens Energy drängt die Bundesregierung dessen Großaktionär Siemens Unternehmenskreisen zufolge zu einer Unterstützung bei möglichen Garantien. Siemens Energy selbst könnte unterdessen vor einem Teilverkauf seines gemeinsam mit Siemens gehaltenen Indien-Geschäfts stehen - an den ehemaligen Mutterkonzern. Dies würde die Bilanz von Siemens Energy stärken. Die zuletzt massiv gebeutelte Aktie des kriselnden Dax-Konzerns legt am Dienstagmittag eine Verschnaufpause ein, nachdem sie sich in den vergangenen zwei Handelstagen etwas vom jüngsten Kursrutsch erholt hatte.

Siemens Energy will laut Unternehmenskreisen einen Teil seiner Anteile an einem börsennotierten indischen Ableger an Siemens verkaufen. Es gehe dabei um mehr als die Hälfte der 24 Prozent, die Siemens Energy an der indischen Siemens-Gesellschaft hält. Derzeit ist die Beteiligung 3,3 Milliarden Euro wert. Siemens selbst hält mit 51 Prozent die Mehrheit. Zuvor hatte Bloomberg über den möglichen Verkauf berichtet, auch, dass er noch in dieser Woche angekündigt werden könnte.

Bei der Aktie von Siemens Energy wurde die Erholung der letzten beiden Handelstage gestoppt. Ihr Kurs lag am frühen Dienstagnachmittag mit knapp zwei Prozent im Minus. Dabei äußerten sich Analysten wie Barclays-Experte Vladimir Sergievskiy eher positiv. Er geht davon aus, dass ein Verkauf der indischen Beteiligung die Bilanz deutlich stärken würde. Unter dem Strich wäre der Konzern dann hinreichend kapitalisiert. Zuletzt hatten immer wieder Befürchtungen wegen einer möglichen Kapitalerhöhung die Runde gemacht. Die Siemens-Papiere gewannen knapp ein halbes Prozent.

Unterdessen verhandelt Siemens Energy weiter mit dem Bund über mögliche Garantien. Dabei soll den Unternehmenskreisen zufolge auch eine mögliche Beteiligung der ehemaligen Konzernmutter Siemens, an den Garantien Thema sein. Die Bereitschaft dazu sei aber verhalten - auch aus Angst vor der Reaktion der eigenen Anleger. Die Bundesregierung macht den Kreisen zufolge aber Druck auf den Siemens-Konzern, der zudem noch immer eine Minderheitsbeteiligung an Energy hält.

Siemens äußerte sich zurückhaltend: "Wie bereits in der Vergangenheit betont, werden wir unsere Entscheidungen im Einklang mit den Interessen der Siemens AG und ihrer Aktionäre treffen. Wir prüfen weiterhin die Optionen, werden uns dabei an ein ordnungsgemäßes Verfahren halten und in diesem Sinne fundierte Entscheidungen treffen", sagte ein Sprecher.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Dienstag auf einer Industriekonferenz in Berlin auf die Frage zur Höhe von Staatsgarantien, dazu könne und dürfe er im Detail nichts sagen. Er betonte aber: "Die Gespräche laufen und sie laufen auf Hochtouren." Finanzkreisen zufolge geht es insgesamt um Garantien in Höhe von etwa 15 Milliarden Euro.

Bloomberg hatte am Vortag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, der Bund sei bereit, Kreditgarantien im Umfang von 8 Milliarden Euro zu gewähren. Für den Rest der Gesamtsumme solle nach Ansicht der Regierung der einstige Mutterkonzern Siemens gemeinsam mit den Banken geradestehen.

Siemens Energy hatte vergangenen Donnerstag Gespräche unter anderem mit Partnerbanken und der Bundesregierung bestätigt. Ziel sei, "den Zugang zu einem wachsenden Volumen an Garantien sicherzustellen, die das erwartete starke Wachstum ermöglichen". Daraufhin war die Aktie mit einem Kursverlust von mehr als 35 Prozent aus dem Handel gegangen./ruc/DP/nas/stw