NEW YORK (dpa-AFX) - Der staatliche Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) will Kreisen zufolge bei seiner informellen Offerte für den Chemiekonzern Covestro nachlegen. Das Unternehmen wolle womöglich schon in den kommenden Tagen einen Preis von rund 60 Euro je Aktie sowie eine Reihe von Zugeständnissen vorschlagen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Über ein Angebot von 60 Euro je Papier wird schon länger spekuliert, neu sind die kolportierten Zugeständnisse einer Jobgarantie für mehrere Jahre sowie Investitionen über etwa 8 Milliarden US-Dollar. Der Konzern wolle damit den Weg freimachen, offiziell die Covestro-Bücher im Rahmen einer sogenannten Due Diligence prüfen zu können. Die Covestro-Aktien legten daraufhin am Dienstag zu.

Wie Bloomberg am Montag weiter schrieb, sind die Überlegungen von Adnoc noch nicht abgeschlossen. Ein Gebot könnte auch erst im neuen Jahr vorgelegt werden. Der Ölkonzern baut seit einiger Zeit sein Engagement rund um das Chemiegeschäft aus. Der Konzern fördert fast das gesamte Öl für die Vereinigten Arabischen Emirate.

Der Covestro-Kurs legte im frühen Dienstagshandel um 2,8 Prozent auf 54,48 Euro zu. Damit übertraf er das Niveau von Anfang September, als er hochgeschnellt war, nachdem Covestro die Aufnahme ergebnisoffener Gespräche mit Adnoc bekannt gegeben hatte.

Seit der Mitteilung vom September herrscht indes wieder weitgehend Funkstille. Bei der Vorlage von Quartalszahlen Ende Oktober hatte Covestro-Chef Markus Steilemann lediglich betont, dass die Gespräche weiter ergebnisoffen geführt würden. Zwischenzeitlich war denn auch ein wenig Übernahmefantasie aus dem Kurs entwichen. Mit dem aktuellen Anstieg summieren sich die Covestro-Gewinne in diesem Jahr nun auf fast 50 Prozent. Die Rekordhöhen von Anfang 2019 bei knapp 96 Euro bleiben gleichwohl wert entfernt.

Spekulationen über ein Interesse von Adnoc hatte es schon Mitte Juni gegeben, damals hatten die Aktien noch um die 40 Euro gekostet. Grund für den Kursverfall bis zum Aufkommen der Adnoc-Gerüchte waren erst die weltweiten Lieferengpässe und Produktionsprobleme in der Corona-Pandemie und zuletzt die träge Weltwirtschaft.

Der Kunststoffkonzern bekam eine Schwäche der Bauwirtschaft sowie die Zurückhaltung vieler Verbraucher beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln zu spüren. Schwächeln diese Bereiche, lahmt auch die Nachfrage nach den Hart- und Weichschaum-Vorprodukten des Unternehmens, die zu Dämmmaterial, Polstern und ähnlichem verarbeitet werden. Und auch harte Kunststoffe, Polycarbonate, etwa für Laptop- und Smartphone-Gehäuse, sind dann weniger gefragt./mis/nas/tih