BERLIN (dpa-AFX) - Der Konflikt mit den Huthi-Rebellen im Roten Meer hat immer mehr wirtschaftliche Auswirkungen auch auf Firmen in Deutschland, dürfte aber vorerst nicht zu einer noch höheren Inflation führen. Der Elektroautobauer Tesla etwa muss seine Produktion bei Berlin wegen der Huthi-Angriffe auf Schiffe für rund zwei Wochen weitgehend stoppen. Da sich die Transportwege verschieben, ist eine Lücke in den Lieferketten entstanden, wie Tesla mitteilte.

Die jemenitischen Huthi-Rebellen greifen immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer an. Als Reaktion bombardierten die USA und Großbritannien in der Nacht zum Freitag nach eigenen Angaben Stellungen der Gruppe im Jemen. Die meisten Reedereien meiden inzwischen die Route durch das Rote Meer und den Suezkanal nach Europa und fahren einen Umweg über die Südspitze und die Westküste Afrikas. Die Tausende Kilometer längere Fahrt führt zu wochenlangen Verzögerungen.

Die Angriffe der Rebellen verursachen allein bei Deutschlands größter Container-Reederei Hapag-Lloyd nach Firmenangaben monatlich Mehrkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. "Es beeinflusst die gesamte Branche und auch uns selbst auf signifikante Weise", sagte ein Konzernsprecher der Funke-Mediengruppe.

Auch nach Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstitutes IfW hinterlassen die Angriffe deutliche Spuren. Die dort transportierte Menge an Containern liege um fast 70 Prozent unter dem zu erwartenden Aufkommen, hatte das Institut am Donnerstag berichtet.

Keine Engpässe im Handel erwartet

Verbraucher müssen sich wohl aber zunächst keine Sorgen machen, dass sich die Teuerung beschleunigt. Spürbare Auswirkungen der Einschränkungen auf die Verbraucherpreise erwarte er nicht, sagte der Konjunkturexperte Torsten Schmidt vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI der Deutschen Presse-Agentur. Die Unsicherheit trage aber dazu bei, dass es der deutschen Wirtschaft auch zu Beginn dieses Jahres schwerfalle, ihre Schwäche zu überwinden.

Auch im Einzelhandel dürfte es nach Branchenangaben nicht zu größeren Engpässen kommen. Unternehmen hätten ihre Lieferketten breiter aufgestellt. "Dazu gehören verschiedene Beschaffungsgebiete, eine erhöhte Lagerhaltung oder auch Alternativprodukte für den Bedarf", sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland. Langfristig sei davon auszugehen, "dass Versorgungswege stabiler gestaltet werden und entsprechende Puffer sowie Ausweichstrategien ausgebaut werden".

Die Ölmärkte reagierten auf die amerikanisch-britischen Angriffe nervös. Der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent legte bis Freitagmittag um fast vier Prozent zu./sey/DP/mis