BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung geht nicht davon aus, dass die massiven IT-Störungen in Deutschland und vielen anderen Staaten das Ergebnis einer Hackerattacke sind. "Nach aktuellem Erkenntnisstand aus den Äußerungen der betroffenen Unternehmen gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Die Vorfälle würden laufend weiter bewertet. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei mit allen relevanten Stellen in Kontakt und informiere kontinuierlich über die Entwicklung der Lage.

Sprecher: Weltweite IT-Ausfälle treffen kritische Infrastruktur in Deutschland

Der Sprecher sagte, von den weltweiten IT-Ausfällen in zahlreichen Branchen seien auch Unternehmen in Deutschland betroffen, darunter Betreiber kritischer Infrastruktur. Zur kritischen Infrastruktur zählen unter anderem Energieversorger, Verkehr, die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Trinkwasser und Telekommunikation.

Betroffen waren am Freitag auch einige deutsche Kommunalverwaltungen. Ausfälle in Bundesbehörden habe es nicht gegeben, sagte ein BSI-Sprecher. Auch im Bundestag lief alles rund. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, die Bundeswehr sei als Nutzerin der zivilen Infrastruktur des Flughafens Berlin Brandenburg nur indirekt betroffen.

Ursache für die Störungen sei offenbar ein fehlerhaftes Update einer IT-Security-Lösung (Falcon) des Herstellers Crowdstrike, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums. Diese werde von zahlreichen weiteren IT-Diensten genutzt, die in der Folge ausfallen.

Nach Informationen des BSI hat der Hersteller der betroffenen Security-Lösung einen "Workaround" kommuniziert, der von Betroffenen umgesetzt werden sollte. Das Unternehmen Microsoft habe darüber hinaus mitgeteilt, dass es in der Microsoft-Lösung Azure zu einem Konfigurationsfehler gekommen sei, der ebenfalls weltweit Auswirkungen zeige, hieß es aus dem Innenministerium.

Beim BSI seien mehrere Störungsmeldungen von Betreibern kritischer Infrastruktur eingegangen, sagte ein BSI-Sprecher auf Anfrage. Das Bundesamt hätte gerne noch mehr Informationen zu den Auswirkungen des Problems bei den einzelnen Betreibern. Es sei aber auch klar, dass die Bewältigung des Vorfalls für die Betroffenen nun Vorrang habe.

Die weltweiten IT-Ausfälle "verdeutlichen, dass die Monopolisierung weniger IT-Dienste ein ernstzunehmendes Problem darstellt", sagte der FDP-Digitalpolitiker, Maximilian Funke-Kaiser. Der Vorfall unterstreiche den Bedarf nach einem stärkeren Fokus auf Backup-Systeme./abc/DP/nas