METZINGEN (dpa-AFX) - Während es in der Modebranche seit Monaten knirscht, zeigt sich Hugo Boss von Inflation und Konsumflaute unbeeindruckt. Der Konzern erhöhte stattdessen am Donnerstag seine Mittelfristziele, denn seine Wachstumsstrategie geht schneller auf als gedacht. Anleger machten auf die Nachrichten hin allerdings erst einmal Kasse. Die Aktie verlor, nachdem sie in diesem Jahr bisher sehr gut gelaufen war.

Hugo Boss will bis 2025 noch mehr umsetzen als bisher geplant, auch die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern soll höher ausfallen. Statt 4 Milliarden Euro rechnet der Vorstand bis in zwei Jahren mit 5 Milliarden Euro Umsatz, wie der Konzern anlässlich eines Investorentages am Donnerstag in Metzingen mitteilte. Das bisherige Umsatzziel soll bereits in diesem Jahr erreicht werden.

Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) soll nun bis 2025 auf mindestens 600 Millionen Euro steigen, zuvor waren noch 480 Millionen Euro angepeilt. Als entsprechende Marge peilt die Konzernführung nun mindestens 12 Prozent an, bisher waren es rund 12 Prozent.

Für die Aktie ging es zu Handelsbeginn am Morgen zwar noch aufwärts, dann drehte sich jedoch der Wind. Zuletzt verlor das Papier mehr als drei Prozent, nachdem sie zuvor bei knapp 71 Euro ein weiteres Hoch seit 2018 markiert hatte. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um gut 26 Prozent gestiegen, damit gehört das Papier zu den Top-Werten im MDax.

Dass das Geschäft in diesem Jahr gut läuft, ist nicht neu. Bereits nach der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen hatte der Vorstand angekündigt, dass die Mittelfristziele auf den Prüfstand müssten.

Das Ausmaß der Prognoseerhöhung stelle für Experten aber eine positive Überraschung dar, schrieb Analyst Thomas Maul von der DZ Bank. Die neuen Ziele für Umsatz und operatives Ergebnis lägen um bis zu 12 Prozent über den Markterwartungen. Unterstützt durch starbesetzte Marketingkampagnen dürfte die Umsatzdynamik weiterhin hoch bleiben, urteilte der Branchenkenner. Maul geht davon aus, dass Hugo Boss auch künftig einen hohen Anteil der Produkte zum vollen Preis verkaufen könne.

Manjari Dhar von der kanadische Bank RBC hob die starke Markendynamik und eine robuste Nachfrage nach hochwertiger Kleidung hervor, von der der Konzern profitiere. Kosteneffizienz und hohe Verkaufspreise milderten den Gegenwind für die Margen. Das erfahrene Management von Boss sollte zudem in der Lage sein, mit dem kurzfristigen Gegenwind von konjunktureller Seite umzugehen. Auch längerfristig sieht Dhar Boss positiv.

"Wir haben zur richtigen Zeit die richtige Strategie eingeführt", sagte Konzernchef Daniel Grieder vor Journalisten am Donnerstag. Die Frage, was Hugo Boss besser mache als andere in der Branche wollte der Vorstand allerdings nicht kommentieren. Vor knapp zwei Jahren hatte der damals neue Konzernchef seine Wachstumspläne inklusive neuer Strategie vorgestellt. Seitdem wurde unter anderem das Logo überholt, viel Geld für Marketing ausgegeben und die Produkte auch auf eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet.

Gleichzeitig bekommen viele Modekonzerne den Gegenwind aus Inflation und Konsumflaute zu spüren. Sparprogramme, Rabattschlachten und volle Lager waren in den vergangenen Monaten häufig Thema in der Branche./knd/tav/mis