BERLIN (dpa-AFX) - Der starke Euro und die urlaubsbedingt schwächere Nachfrage haben dem Kochboxenversender Hellofresh ein maues drittes Quartal eingebrockt. So bestellten weniger Kunden als ein Jahr zuvor und die Anzahl der Bestellungen fiel. Umsatz und operatives Ergebnis gingen entsprechend zurück, und erstmals seit Jahren rutschte der Konzern unter dem Strich wieder in die Verlustzone. Die Hellofresh-Aktie verlor am Vormittag knapp 12 Prozent an Wert.

Seit dem Jahresstart entspricht der aktuelle Preis einer Aktie von 21,35 Euro aber immer noch einem Plus von fast 5 Prozent. Wer allerdings Hellofresh seit drei Jahren hält, wird nicht glücklich über sein Investment sein. Seitdem haben die Scheine mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt.

Wie der MDax-Konzern am Donnerstag in Berlin mitteilte, rutschte der Gesamtumsatz der drei Monate bis Ende September im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro ab. Bei konstanten Wechselkursen - also ohne Umrechnungseffekte wegen des im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr starken Euro - stieg der Umsatz allerdings um 3,5 Prozent auf mehr als 1,9 Milliarden Euro.

Wie auch im Vorjahr musste Hellofresh in seinen beiden Geschäftsbereichen Nordamerika - das sind die USA und Kanada - sowie dem Rest der Welt (International) Abstriche machen. Weil Kunden dieses Jahr in den Sommermonaten entweder noch mehr im Urlaub waren oder noch lieber auswärts essen gingen, reduzierte sich die Zahl der aktiven Kunden als auch die Anzahl der Bestellungen deutlich. "Hellofresh hat bei aktiven Kunden, Bestellungen und Top line enttäuscht", fasste Bernstein-Analyst William Woods zusammen.

Als Reaktion darauf nahm der Vorstand erneut mehr Geld für Marketingkampagnen wie etwa Werbung und Gutscheine in die Hand. Er hofft, dass dadurch das Interesse an den Kochboxen und Fertigmahlzeiten zum Beginn des neuen Schuljahres steigt und sich Eltern für Hellofresh entscheiden.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging im dritten Quartal um knapp vier Prozent auf 69 Millionen Euro zurück. Sowohl beim währungsbereinigten Umsatz als auch dem operativen Ergebnis verfehlte Hellofresh damit die durchschnittlichen Erwartungen etwas.

Konzernchef Dominik Richter zeigte sich dagegen zufrieden mit der Geschäftsentwicklung. Es stimme zwar, dass es weniger Kunden gibt, die dann auch weniger Bestellungen aufgeben. Der durchschnittliche Wert einer Order sei aber leicht gestiegen. "Kunden bestellen mehr Gerichte und entscheiden sich auch für Zusatzoptionen", sagte er in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Zusätzlichen Schub verspricht sich der Manager von einer neuen Produktionsstätte in Arizona, die im September in Betrieb genommen wurde und Fertigmahlzeiten der Marke Factor produzieren soll. "Der September ist bereits besser gelaufen als August, Juli und Juni", sagte Richter in einer Analystenkonferenz. Er stellte klar, dass das sogenannte Ready-To-Eat-Segment bis 2025 das größte des Konzerns werden soll. Denn die Aussichten für das ursprüngliche Geschäft mit Kochboxen sehen durchwachsener aus. Während diese in allen anderen Märkten zulegen sollten, dürfte das Interesse an den Boxen im wichtigsten Segment Nordamerika unter dem Vorjahreswert liegen, sagte Richter.

Unter dem Strich schrieb Hellofresh allerdings rote Zahlen: Nach einem Gewinn im Vorjahreszeitraum in Höhe von 5,2 Millionen Euro rutschte das Unternehmen nach Minderheiten nun auf einen Verlust von 11,1 Millionen Euro. Richter zeigte sich in der Konferenz aber optimistisch, auf Jahressicht wie in den Jahren zuvor einen Gewinn vorweisen zu können.

Die Jahresziele bestätigte der Vorstand unterdessen. So soll der Umsatz auf Jahressicht währungsbereinigt um zwei bis acht Prozent zulegen. Davon sollen um Sondereffekte bereinigt 450 bis 540 Millionen Euro als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen übrig bleiben. 2022 hatte Hellofresh einen Konzernerlös von 7,6 Milliarden Euro und einen bereinigten operativen Gewinn von 477 Millionen Euro gemeldet.

Bereits am Mittwochabend hatte das Unternehmen angekündigt, bis zu 150 Millionen Euro für den Rückkauf von eigenen Aktien und Wandelschuldverschreibungen aufzuwenden. Das Programm endet spätestens am 31. Dezember 2024./ngu/knd/mis